Interview mit Ines Thömel – persönliche Stylistin, von Nussin Armbrust.
Ines Thömel kann auf eine beeindruckende Karriere als Modejournalistin in großen Verlagshäusern zurückblicken. Schon früh entdeckte sie ihre Liebe für Mode und kreierte bereits in Schulzeiten außergewöhnliche Looks. An der AMD Akademie Mode & Design erlangte sie ihr Grundwissen über Mode und absolvierte in London am College of Fashion University of the Arts Kurse zum Thema Personal Styling. Ihre Expertise in Sachen Mode setzt sie mittlerweile nicht mehr in Redaktionen ein, sondern hilft Visionär*innen, den eigenen Stil zu finden. Persönliche Stilberatung ist mehr als nur gemeinsam zu shoppen, sondern die gesamte Persönlichkeit als Stylistin zu verstehen und dies über die Mode auszudrücken. Im Interview erklärt sie uns, was sie an Mode fasziniert und warum der Kleiderschrank nicht prall gefüllt sein muss, um verschiedene Looks zu tragen.
Learning Digital: Liebe Ines, du hast dich erst vor Kurzem als persönliche Stylistin selbstständig gemacht. Wie kam es dazu?
Ines Thömel: Ich bin seit 1,5 Jahren im Bereich persönliches Styling tätig. Ich habe mich einfach entschieden, der Mode treu zu bleiben und etwas Neues zu beginnen, wo ich mehr bewegen kann als im Verlag. Frauen dabei unterstützen, ihren Stil zu finden und sie wegzubringen vom „Graue Maus”-Dasein. Viele Business-Frauen haben ja oft keine Zeit oder Muße, sich mit Mode zu beschäftigen, aber wir wissen ja alle: Der erste Eindruck zählt!
Learning Digital: Warum ist der erste Eindruck so wichtig?
Ines Thömel: Die erste Präsenz ist immer wichtig, denn mit deinem Stil und der Wahl deiner Kleidung unterstreicht man ja ein Stück der Persönlichkeit oder auch der eigenen Werte. Deshalb ist es wichtig zu wissen, wer man ist und welche Message man rüberbringen möchte. Man gibt ein rundum authentisches Bild ab und fühlt sich zudem wohler, wenn das Outfit 100 % zu einem passt. Oft wissen viele nicht, welche Schnitte oder Farben einem gut stehen oder welche Qualität Kleidung haben sollte.
Learning Digital: Du hast gesagt, man braucht keinen vollen Kleiderschrank für ein gutes Business-Outfit. Warum nicht?
Ines Thömel: Je weniger, desto besser, aber dafür eben hochwertig, so mein Motto. Wer eine tolle Bluse und einen gut sitzenden Anzug hat, ist schon gerüstet für den Business-Alltag. Es braucht manchmal nur wenige Kleidungsstücke, die man in Kombination dann tragen und mit Accessoires aufwerten kann. Ich erlebe oft in meinen Beratungen, dass Kund*innen im Geiste noch Studierende sind, aber gern die Karriereleiter höher steigen wollen. Das sollte sich dann auch in der Kleidung widerspiegeln. Und dann kann es bei Geschäftsterminen auch schwer fallen, das zu vermitteln, was man vielleicht ausdrücken möchte.
Learning Digital: Aber bei den vielen Start-ups herrschen doch Sneaker und Hoodie vor …
Ines Thömel: Sneaker sind ja auch längst salonfähig geworden, genauso wie ein Hoodie. Und es spricht ja auch nichts dagegen, dies im Business-Kontext zu tragen. Allerdings rate ich dazu, dass die Sneaker sauber sind oder nicht ausgelatscht. Und beim Hoodie vielleicht ein edleres Material wie Cashmere wählen, dann hat man bereits einen sportlichen, schicken Stil und Geschäftspartner*innen denken nicht: „Oh, die will wohl eher auf das nächste Sportevent”.
Learning Digital: Aber wenn ich mich in einer Bluse oder im Anzug nun absolut unwohl fühle? Welche Art von Kleidung im Job kann ich dann tragen?
Ines Thömel: Natürlich darf man niemanden in Kleidung „reinpressen”, das wirkt sofort verkleidet. Authentizität ist das A und O. Wer zum Beispiel eher introvertiert ist, berate ich dahingehend, mit welcher Farbrange man arbeiten kann oder mit welchen Accessoires. Knallige Farben wären da sicher keine gute Idee. Wichtig ist, dass man sich und seiner Art treu bleibt. Ein sportlicher Stil ist ja in Ordnung, wenn er gepflegt und sauber ist.
Learning Digital: Zu deiner Arbeit zählt auch der Kleiderschrank-Check. Was stellst du fest oder sortierst du alles rigoros aus?
Ines Thömel: In keinem Fall sortiere ich alles aus, viele Teile sind ja gute Basisteile, die man kombinieren kann. Was ich aber immer gleich mache, ist zu gucken, wie die Kund*innen ihre Kleidung aufbewahren. Sind die Sachen ordentlich zusammengelegt oder aufgehängt, kennt die Kundin die Pflegehinweise und hat sie die Kleidung gut sortiert. Eine gewisse Ordnung erleichtert die Auswahl.
Learning Digital: Warum ist Mode und Outfit einfach so wichtig im Business?
Ines Thömel: Mode ist Empowerment. Sie unterstreicht deine Persönlichkeit, sie spiegelt deinen Charakter wider und sie ermutigt dich, dich wohl in deiner Haut zu fühlen! Und das verkennen leider immer noch viel zu viele, wie stark ein guter Stil sein kann für die eigene Persönlichkeit. Schulterpolster können zum Beispiel bei zierlichen Frauen ein starkes Statement sein, weil sie eine gewisse Stärke symbolisieren und es ein gutes Maß an Aufrichtung gibt. Zuhause bin ich aber auch ein großer Fan der Jogginghose – sorry Karl! (lacht).
Learning Digital: Nicht alle können sich eine persönliche Stylistin leisten. Wie kann man trotzdem etwas über Mode erfahren oder sich modisch sicherer fühlen?
Ines Thömel: Auf Social Media gebe ich nicht nur viele Styling-Tipps, sondern gebe auch Impulse, wie Mode wirkt. Wer da einmal reinguckt, kann schon vieles Lernen oder über seinen Kleiderschrank erfahren oder verbessern.
Learning Digital: Was ist dein Stil-Tipp für Bewerbungsgespräche online?
Ines Thömel: Auf jeden Fall sich komplett anziehen und nicht untenrum noch die Jogginghose tragen! Denn im „Komplett-Look“ bereitet man sich auch mental auf das Gespräch vor. Kleine Muster lieber meiden, weil sie flimmern – ähnlich sind auch Streifen und Pünktchen. Am besten auf einfarbige Oberteile setzen mit einem gewissen Extra, zum Beispiel mit einer Raffung oder einer Schluppe. Ebenso können dezente Ketten oder eine Brosche einen Look aufwerten. Der Garant ist natürlich nach wie vor der Blazer.
Learning Digital: Was findest du ist ein absolutes Must-Have?
Ines Thömel: Ich persönlich liebe Ohrringe. Sie verleihen einem eher einfachen Look im Handumdrehen einen neuen Twist, ebenso eine Kette oder ein cooler Schuh. Auch noch wichtig: eine gut sitzende Jeans, die Business und Freizeit abdecken kann, sowie ein guter Blazer und eine weiße Bluse, die einen guten Schnitt passend zur Körperform hat.
Learning Digital: Wenn du einen ultimativen Tipp geben könntest, wenn es um Mode geht?
Ines Thömel: Ehrlicherweise sollte sich jeder einen Steamer zulegen. Das ist toll, um Sachen schnell zu glätten, ohne groß zu bügeln. Perfekt für alle, die wenig Zeit haben, eine echte Erleichterung. Wer generell Zeit sparen möchte, der legt sich seine Sachen abends raus, damit man einfach weiß, was man am nächsten Tag anziehen möchte.
Learning Digital: Du machst leider keine Beratung für Männer, wieso?
Ines Thömel: Ich finde, Frauen – gerade in Führungspositionen – können mehr hervorstechen durch ihre Kleidung. Die ersten Sekunden zählen und dein Know-How kann sich schon über die optische Präsenz widerspiegeln – auch wenn es oberflächlich klingt, aber der erste Eindruck zählt! So setzt man ein Statement, bereits ohne etwas gesagt zu haben. Aber Männern gebe ich den Tipp: Achtet auf eure Schuhe. Und wer lustige Socken als Eyecatcher trägt, kann oft punkten.
Du wünscht eine persönliche Stylingberatung?
Wer Ines bucht, bekommt ein ausführliches Vorgespräch, einen mehrstündigen Kleiderschrank-Check, Farbpaletten & Moodboard Inspirationen und natürlich gemeinsames Shoppen inkl. Fitting. Wer mag, kann sogar noch über sie Hair & Make-Up Spezialisten dazu buchen sowie Fotograf*innen, die den Look festhalten. Eine Beratung geht über 2,5 Monate, und im Nachhinein darf man auch mal per WhatsApp fragen, wenn man sich unsicher mit dem Kleiderkauf ist. Mehr Infos findest du hier.
Nicht nur die richtige Kleidung ist für ein Bewerbungsgespräch der erste wichtige Schritt. Mehr Input zum Thema „Bewerbungsgespräche der Zukunft“ erhältst du hier.
Pingback: Sicher verhandeln - Learning Digital Blog on 21. Februar 2023
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