Matthias hat schon während seiner Abizeit sein Hobby zum Beruf gemacht. Er spielte in seiner Jugend beim SC Freiburg aktiv professionell Fußball, wechselte anschließend zum FC Basel und unterschrieb dort einen Profivertrag. Seine Eltern haben ihn dabei immer unterstützt, aber auch gesagt: „Junge, du musst dein Abitur machen!“ Hat er dann auch.
Er spielte zwei Jahre beim FC Basel, dann ging er zum FC Vaduz in Liechtenstein und spielte sehr erfolgreich in der ersten Schweizer Liga. Als er Angebote aus der zweiten Bundesliga bekam, spielte das Schicksal ihm einen Streich. Nach einer Verletzung und sechs Sprunggelenksoperationen musste er sich die Frage stellen: Entweder oder? Er entschied sich für ein Leben außerhalb des Profisports und begann mit 26 Jahren ein duales Sportökonomie Studium.
Viel Erfahrung in der Gesundheitsbranche
Matthias bringt viel Berufserfahrung aus der Gesundheitsbranche mit: Er leitete mehrere Sportstudios und war Athletiktrainer. Dabei hat er auch viel Erfahrung in der Organisationsentwicklung gemacht, Stichwort Change Management. Das war sehr viel Arbeit und er musste bald die Notbremse ziehen und hat gekündigt. Matthias machte anschließend eine berufliche Weiterbildung bei LEARNING DIGITAL und startete nach dem erfolgreichen Abschluss als Dozent bei uns. Er kann auf viele erfolgreich abgeschlossene Projekte zurückschauen, hält sich aber auch immer die „negativen” Erfahrungen vor Augen. Was kann man beispielsweise für die Zukunft besser machen? Sein persönlicher Lehrsatz: Die positiven Erfolge lebt man im Moment, lernen tut man überwiegend aus den Niederlagen. Ganz nach dem Motto „Was dich nicht umbringt, macht dich stärker”
Hallo Matthias, du bist unser Dozent für IPMA (International Project Management Association). Was ist das genau?
Bei der Projektmanagementmethode IPMA stehen die Menschen der Projekte im Vordergrund. Denn es ist der Mensch, der den Projekterfolg bestimmt, mit seinen Kompetenzen entscheidet er über die richtigen Methoden zur richtigen Zeit.
Denn egal, welchen Projektverlauf du hast, du musst als Mensch entscheiden, wie du ein Projekt leitest. Und das ist gerade bei der IPMA so schön: Du hast insgesamt 29 Kompetenzen, davon schon 14, die du im Basiskurs erlernst. Diese werden auch als Hard-Skills bezeichnet, damit man die Struktur kennenlernt und wie man ein Projekt systematisch aufbaut.
Methodenkompetenzen als Werkzeugkiste also?
Dabei sind diese Methodenkompetenzen deine Werkzeugkiste und du kannst für dich letztendlich entscheiden, ob du agiles, klassisches oder hybrides Projektmanagement nutzt. Wobei die IPMA den klassisch-linearen Weg verfolgt.
Was ich besonders schön bei der IPMA/GPM finde, ist, dass die Softskills einen wahnsinnigen Stellenwert haben und im IPMA Level D Kurs fokussiert werden. Bei Scrum und PRINCE2® sind die Prozesse eher eingeschränkt. Ich finde es entscheidender in Projekten, was der Mensch daraus macht. Der Mensch sollte authentisch sein. Es gibt hierarchisch führende Menschen und es gibt Menschen, die partizipativ führen. Letztendlich ist die Person, die dahinter steht, entscheidend. Es braucht sicherlich eine Struktur, aber der Mensch ist klar im Fokus. Diesen Ansatz der IPMA finde ich sehr schön.
Erzähle uns doch etwas über die Menschen, die Teilnehmenden in unseren Kursen. Woher kommen sie?
Das ist super spannend. Bei uns in den Kursen gibt es ganz unterschiedliche Menschen unterschiedlicher Nationalitäten. Von Manager*innen aus Großkonzernen mit vielen Jahren Berufserfahrung bis hin zu Studierenden, die direkt nach ihrem Abschluss mit IPMA Projektmanagement starten wollen. Unsere Teilnehmenden kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen, beispielsweise der Gesundheitsbranche, dem Marketing, aus Konzernen und dem Managementbereich, dem Maschinenbau oder dem Automobilbereich. Das macht die Kurse auch so interessant. Der Einstieg bei uns wird jedem ermöglicht. Ich muss schon sagen, dass Basiswissen im Projektmanagement vorhanden sein sollte, wobei auch Quereinsteiger immer wieder dabei sind.
Wie sieht eigentlich das Berufsbild nach einer erfolgreich abgeschlossenen beruflichen Weiterbildung im IPMA Projektmanagement aus?
Das Berufsbild ist super spannend. Durch die internationale Anerkennung der IPMA kannst du schon ab dem Einstiegslevel D auf ein Gehalt von 60.000 Euro im Jahr kommen. Ab Level A, dem I-Tüpfelchen, reden wir von ungefähr 120.000 Euro Gehalt pro Jahr. Aber klar muss auch sein: Für das Level A braucht man schon zehn Jahre Berufserfahrung, davon sollte man fünf Jahre komplexe Sachverhalte projektiert haben. Aber der Einstieg mit dem Level D ist ja schon super attraktiv. Wenn du heute auf den bekannten Jobbörsen nach Stellenausschreibungen im Projektmanagement suchst, findest du locker zwischen 10.000 und 17.000 Stellenangebote. Man merkt also, dass das Projektmanagement ein ganz großer Kernbereich in unserer Wirtschaft der Zukunft sein wird.
Hast du einen Tipp für die Jobsuche in dem Bereich?
Projektmanagement ist spannend, man kann in ganz verschiedenen Bereichen beruflich Fuß fassen. Man sollte sich die Stellenausschreibungen aber schon genau durchlesen. Ist es Projektmanagement, ist es Portfoliomanagement, ist es Programmmanagement? Was wollen die denn genau? Das ist manchmal bei Projektmanagement-Stellen oft nicht klar ersichtlich. Als Beispiel: Wenn man mit Freunden im Cafe sitzt kann eine Unterhaltung so aussehen: „Was machst du beruflich?“ „Ich bin Lehrer.“ „Ach ja, welches Fach unterrichtest du?“ Das wäre also geklärt. Aber wenn die Antwort „Projektmanagement“ ist, kommt keine Nachfrage. Die einzelnen Bereiche des Projektmanagements sind super vielfältig, aber kaum bekannt. Das wird oft nur in eine Schublade gepackt und fertig.
Ich sage immer: Sogar der Wochenputz zuhause oder das Auto für den Familienurlaub zu packen sind Projekte, die ein durchdachtes Projektmanagement erfordern.
Matthias Baron
Wie sieht denn konkret der Berufsalltag eines IPMA Projektmanagers, zum Beispiel in der Automobilindustrie, aus?
Die Automobilindustrie ist ein spannender Fall, weil du viele Teilbereiche hast. Durch das Wissen der Methoden der IPMA kannst du die Prozesse leiten und steuern und du kannst auch Teams und Menschen leiten. Diese Kernfaktoren ermöglichen es dir, dass du zum Beispiel als Junior Projektleiter*in oder als Projektassistenz schon bei komplexen Projekten einsteigen kannst. Auf der einen Seite will man Zertifizierungen, man will ein Studium und man soll aber schon zehn Jahre Berufserfahrung mit sich bringen und am besten erst 20 Jahre alt sein. So etwas gibt es natürlich nicht. Aber mit den Kenntnissen der IPMA-Zertifizierung hast du alle Bausteine, um Projekte definitiv zu leiten. Du hast eine Struktur und das Mindset dazu. Die Unternehmen müssen sich da mehr öffnen und IPMA zertifizierten Mitarbeitern die Chance geben, zumindest am Anfang kleine Projekte zu leiten. Die Berufserfahrung kommt dann schon.
Was gibst du unseren angehenden IPMA Projektmanager*innen mit auf den Weg?
Natürlich gehört in diesem Beruf Erfahrung und Know-how dazu. Bleibt immer authentisch und menschlich, aber scheut euch nicht, Sachen direkt anzusprechen. Es braucht natürlich Selbstvertrauen dazu und Konflikte sind normal. Da kommt es darauf an, ob man vor dem Chef einknickt oder ob man in das Gespräch geht, um zum Ziel zu kommen. Manchmal muss man da über seinen eigenen Schatten springen. Dann steht dem Projekterfolg wenig im Wege.
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