Unsere digitalisierte Welt erfordert zweifellos Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit. Aus diesem Grund hat sich im Kontext des Projektmanagements völlig zurecht das Trendthema Agilität durchgesetzt. Doch was bedeutet das für klassisches Projektmanagement nach IPMA-Standards? Lohnt es sich überhaupt noch, sich damit zu befassen? Im Artikel sind wir dieser Frage auf den Grund gegangen.
Projektmanagement: Was ist das überhaupt?
Egal ob Berufs- oder Privatleben: Projektmanagement begleitet uns im Grunde tagtäglich. Sei es das Familienfest, der Geburtstag oder auch die bevorstehende Reise: Diese Situationen gestalten sich effizienter, wenn man sie vorher gut durchplant. Im Arbeitskontext können beispielsweise neue Kundenprojekte in Agenturen, die Einführung von Prozessen (z. B. das Einbringen von Qualitätsverbesserungen), die Entwicklung und Installationen von Softwareprogrammen oder der Bau eines neuen Werkes anstehen.
Über alle Beispiele hinweg besteht die Gemeinsamkeit, dass Kosten, Zeit und Qualität bzw. die Qualitätsanforderungen zu den wichtigsten Faktoren zählen, die die Umsetzung der Projekte beeinflussen. Zusätzlich zu den Ressourcen ist es notwendig, dass sich eine verantwortliche Person um alle relevanten Variablen kümmert, wie die Begrenzung von Budgets, das Einhalten von Deadlines oder das Vermeiden von Fehlern.
Beispiel: Ein mittelständisches Unternehmen geht auf stark umkämpften Märkten schlichtweg unter, weil Produkte zu langsam entwickelt oder Kundenprojekte mit mangelnder Qualität abgeliefert werden. An diesem Punkt kommen die Vorteile eines effektiven Projektmanagements ins Spiel.
Zwischen klassischem Projektmanagement und agilen Methoden: die verschiedenen Spielarten
Eine qualifizierte Herangehensweise bzw. die richtige Methode gewährleistet, dass komplexe Vorhaben und die definierten Ziele ohne Verschwendung der Ressourcen mit maximaler Effektivität und Effizienz erreicht werden. Im Allgemeinen meint Projektmanagement nach der DIN 69901 „die Gesamtheit von Führungsaufgaben, -organisationen, -techniken und -mitteln für die Initiierung, Definition, Planung, Steuerung und den Abschluss von Projekten“ (vgl. BVA, 2023) und kann zunächst in klassisches (z. B. IPMA) und agiles (z. B. Scrum) Projektmanagement unterschieden werden. Eine dritte prozessbasierte und ganzheitliche Herangehensweise ist die PRINCE2®-Methodik, die aus einer klassischen Idee heraus entstanden ist, aber dank ihrer charakterisierenden Anpassungsfähigkeit auch agile Methoden integrieren kann.
Während Ansätze wie Scrum agile Techniken, Prozesse und Prinzipien nutzen, basiert das klassische Projektmanagement auf einem sogenannten Wasserfallmodell (vgl. Preußig, 2020). Dieses besagt, dass eine Phase erst dann beginnt, sobald die vorherige endet (vgl. Laoyan, 2022). Im Rahmen der jeweiligen Bereiche kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz, die jeweils Vor- und Nachteile aufweisen. Welche diese sind und weshalb einer gelungenen Kommunikation im Projektmanagement eine hohe Bedeutung zukommt, erklären wir jetzt.
Zertifizierungsstufen im klassischen Projektmanagement
Bereits am Anfang der IPMA-Zertifizierung steht die Kommunikation im Mittelpunkt des klassischen Projektmanagements. Doch zunächst stellt sich die Frage, was IPMA eigentlich bedeutet. Die Abkürzung IPMA steht für International Project Management Association und ist eine übergeordnete Organisation, die 70 nationale Projektmanagement Organisationen verbindet. Der europäische Dachverband mit Sitz in den Niederlanden existiert bereits seit 1965, anfangs unter dem Namen „INTERNET“ und hielt den ersten internationalen Kongress für Projektmanagement zwei Jahre nach seiner Gründung in Wien ab. Die GPM (Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V.) ist die deutsche Vereinigung, die alle IPMA-Standards offiziell vertritt und nach IPMA zertifiziert. Insgesamt können das Basiszertifikat und Level D-A absolviert werden, wobei sich die Wissenstiefe der jeweiligen Skala nach den Zertifizierungsstufen eines Sechs-Stufen-Modells aus der Pädagogik richtet. Diese werden nach der Bloom-Taxonomie definiert als:
- Wissen
- Verstehen
- Anwenden
- Analyse
- Synthese
- Bewertung
Im Rahmen des Basis- bzw. Level-D-Zertifikats werden die Kategorien Perspective, People und Practice jeweils bis zur dritten Stufe behandelt.
IPMA-Standards: Was ist der Unterschied zwischen Basic und Level-D?
Insgesamt werden von den 29 relevanten Kompetenzbereichen bereits 14 im IPMA-Basiskurs erlernt, welcher die basalen Hard-Skills umfasst. Die Soft-Skills im Projektmanagement werden in den restlichen 15 Bereichen im Level-D-Kurs bearbeitet. Einen kurzen Überblick liefert folgende Tabelle:
Kategorie | Basic | Level D |
Perspective (Kontextkompetenzen) | – | 5 von 5 |
People (persönliche und soziale Kompetenzen) | 3 von 10 | 10 von 10 |
Practice (technische Kompetenzen) | 11 von 13 | 13 von 13 |
Zusammengefasst stellt klassisches Projektmanagement nach IPMA also eine Werkzeugkiste dar, die Tools und Techniken bereitstellt, jedoch keine Vorgaben bezüglich der Methode vorgibt. Im Unterschied dazu geben beispielsweise Scrum und PRINCE2® durchaus Prozesse während des Projektmanagements vor. Darüber hinaus nennt PRINCE2® verschiedene Werkzeuge, welche umfassend angepasst werden müssen und auch SCRUM setzt grundsätzlich Tools fest.
Der Mensch im Fokus des klassischen Projektmanagements
Dass der Faktor Mensch eine zentrale Rolle im Projektmanagement und insbesondere bei der IPMA-Methode spielt, wird spätestens klar, wenn man sich die Bedeutung der Kommunikation vor Augen führt. Um eine gelingende Kommunikation zu fördern, sind beispielsweise die Axiome von Watzlawick, das Sender-Empfänger-Modell oder auch das Kommunikationsquadrat wichtige Inhalte des IPMA-Kurses. Neben den Kommunikationsregeln sind im klassischen Projektmanagement ebenso Kompetenzen wie Selbstreflexion und Selbstmanagement gefragt. Diese Eigenschaften verhindern, dass man sich selbst vernachlässigt und erfordern zudem ein Bewusstsein für Selbstpflege. Hilfreich ist hier auch die Bedürfnispyramide nach Maslow oder die Zwei-Faktoren-Theorie nach Herzberg, die sich mit dem Thema Motivation befassen und im Level-D-Kurs gelehrt werden.
Mit kompetenzbasiertem Projektmanagement zum Erfolg
Die Verbesserung von bestimmten Elementen, wie beispielsweise Motivations- und Hygienefaktoren, kann eine Zufriedenheit bei den Mitarbeitenden herstellen und Unzufriedenheiten minimieren. Schließlich ist „[es] der Mensch, der den Projekterfolg bestimmt. Mit seinen Kompetenzen entscheidet er über die richtigen Methoden zur richtigen Zeit“, erklärt Matthias im Interview. Kompetenzbasiertes Projektmanagement nach IPMA ist also durchaus erfolgsrelevant. Es ist allerdings zu beachten, dass der Projekterfolg stets abhängig von den Rahmenbedingungen ist. Welche Methode eingesetzt werden sollte, ist ebenso abhängig davon. Mittels einer „Stacey Matrix“ zum Beispiel kann man gut abschätzen, ob das Projekt klassisch, agil, oder hybrid durchgeführt wird und mit welcher Methode (klassisch nach IPMA, nach PRINCE2® oder Scrum gearbeitet werden soll.
Agiles vs. Klassisches Projektmanagement
Über die plakative Phrase „agiles vs. klassisches Projektmanagement” stolpert man häufig. Das liegt daran, dass agile Methoden immer mehr im Trend liegen (vgl. Ammer, 2023). Doch dieser Trend sollte nicht dazu führen, dass klassische Methoden vernachlässigt werden. Auch wenn Produktentwicklungen oder Software-Projekte in dynamischen Märkten von einem agilen Vorgehen profitieren, lassen sich Vorhaben mit festen Rahmenbedingungen hervorragend mit traditionellen Ansätzen bearbeiten, beispielsweise in folgenden Fällen:
- Projekte, in denen das Ergebnis „in einem Stück“ am Ende geliefert und abgenommen wird, besonders bei physischen Objekten
- Projekte, in denen die Anforderungen im Detail vorliegen und mit allen Beteiligten (Stakeholder) abgestimmt sind
- in stark regulierten Projekten wie der Medizintechnik, im Sonderbau, in der Automobilindustrie, im Maschinenbau, oder beim Finanzmanagement börsennotierter Unternehmen
- in Projekten, in denen eine spezifische und strenge Dokumentation erforderlich ist
Klassisches Projektmanagement: Fazit
Aufgrund der aktuellen Entwicklungen und neuen Technologien sowie deren rasanter Veränderung dürften agile Methoden wie Scrum zweifellos immer mehr an Bedeutung gewinnen. Allerdings wäre es fatal zu behaupten, dass das klassische Projektmanagement aufgrund dieser Tatsache überholt sei. Zweifel an einer Weiterbildung in der IPMA-Methode bestehen also keinesfalls! In unseren IPMA-Kursen bereiten wir dich stufenweise auf die externen Abschlussprüfungen vor. Die Prüfung für das Basiszertifikat kannst du bereits nach 4 Wochen ablegen. Möchtest du allerdings gleich mit Level D einsteigen, erhöht sich die Kursdauer auf insgesamt 12 Wochen.
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