Nach der Pandemie ist nichts mehr, wie es war. Auch nicht die Gesundheit. Helfen kann das Post Covid Recovery Programm von Kirstin Sternel. Sie kennt sich in Sachen Gesundheit aufgrund eigener Erfahrungen bestens aus. Denn sie ist Soziologin und Yogalehrerin und hat mit ihrem Unternehmen Y-Why ein Post-Covid Recovery Programm entwickelt, das Mitarbeiter*innen helfen soll, ihre Gesundheit wieder zu verbessern und zu erhalten.
Learning Digital: Was bedeutet Post Covid Recovery Programm?
Kirstin Sternel: Die Basis meines Programms bildet Yoga. Für ein besseres Wohlbefinden und seine Gesundheit ganzheitlich zu betrachten. Wie wir aus schwierigen Lebenssituationen gestärkt und gesund hervorgehen. Hier hängt vieles mit der Selbstwirksamkeit zusammen, die nicht nur die Psyche stärkt, sondern auch das Immunsystem. Das Post Covid Programm ist zur Stärkung der physischen und mentalen Gesundheit nach Covid-19.
Learning Digital: Wie bist du auf die Idee gekommen?
Kirstin Sternel: Ich hatte selbst in der Vergangenheit einige herausfordernden gesundheitliche Themen. Seit 2017 bin ich Yogalehrerin und damit überzeugt, dass wir ganzheitliche Wesen sind. Schon bevor Covid auf uns zu kam war mir bewusst, dass der Erhalt oder die Wiederherstellung von Gesundheit zum größten Teil in der Eigenverantwortlichkeit liegt.
Letztes Jahr wurde ich über das Yogastudio in Niendorf, wo ich dienstags unterrichte, auf ein internationales Health Symposium aufmerksam. Hier ging es um das Thema „Wellness After Covid. Yoga & Healthcare“. Die Erkenntnisse gekoppelt mit meinen Erfahrungen begünstigten die Entwicklung zu einem Post Covid Recovery Programm. Denn mit gewissen Techniken lässt sich die Gesundheit wieder verbessern bzw. nach einer Infektion zurückgewinnen.
Learning Digital: An wen richtet sich das von dir entwickelte Programm?
Kirstin Sternel: Ursprünglich haben wir uns an Privatpersonen (Einzelpersonen) gerichtet. In meinem Soziologie-Studium habe ich mich mit Soziologie der Arbeit beschäftigt. Und aktuell in meiner Selbstständigkeit als Kommunikationsberaterin betreue ich einige Projekte aus den Bereichen Betriebliches Gesundheitsmanagement und Coaching. So kam auch die Anfrage nach der Umsetzung des Programms am Arbeitsplatz. Letztendlich richtet sich das Programm an alle. Denn wir sind direkt (durch Erkrankung) oder indirekt (durch Verlust von Angehörigen, extremen Belastungssituationen, etc.) betroffen. Und mit den Folgen müssen wir leben.
Bausteine des Post Covid Recovery Programms
Learning Digital: Welche Inhalte sollen vermittelt werden?
Kirstin Sternel: Die Programmbausteine „mentale Gesundheit“, „Atmung“, „Bewegung“ und „Nutrition“ bauen aufeinander auf und lassen sich leicht als „Healthy Habits“ im Alltag etablieren. Einem holistischen Ansatz folgend, widmen wir uns in diesem Programm im Bereich der Atmung. Insbesondere dem Thema, wie wir mehr Raum und Lungenkapazität schaffen können.
Wir lernen verschiedener Meditationstechniken kennen und erfahren, warum Achtsamkeit ein Anker sein kann. Das Schulen der Sinne sowie das Üben befreiender und stärkender Yogahaltungen, verhelfen uns, wieder zur Klarheit im Geist und bewusstem Genuss.
Learning Digital: Was waren die größten Sorgen innerhalb der Pandemie, die sich auf den Alltag ausgewirkt haben?
Kirstin Sternel: Da gibt es viele unterschiedliche Sorgen. Aus Sicht der Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Bei Arbeitnehmer*innen ist es die Sorge um die eigene Gesundheit und Arbeitskraft, um Angehörige aus Risikogruppen, um Jobverlust, finanzielle Sorgen, seine Gesundheit nicht zurückzuerlangen, etc.
Aus Sicht der Arbeitgeber ist es anders. Flexibilität, Digitalisierungsschub, Ausfall von Arbeitskräften, Einschränkungen durch Krankheit, Wiedereingliederung, einerseits Change vorantreiben. Andererseits unterbesetzt wettbewerbsfähig bleiben und werden.
Gesundheit muss auch Chefsache sein
Learning Digital: Was müssen Unternehmen tun, damit sie wieder fitte Mitarbeiter*innen bekommen?
Kirstin Sternel: Viele Unternehmen müssen der Gesundheit der Mitarbeiter wieder einen wichtigeren Stellenwert einräumen. Nicht nur als Arbeitskraft, sondern auch im Rahmen des Employer Brandings. Nur ein Unternehmen, das sich echt und authentisch für die Bedürfnisse der Mitarbeiter interessiert und diese kennt, ist attraktiv.
Mitarbeitergesundheit muss mehr denn je zur Chefsache gemacht werden. Es ist ein wichtiger Teil der Führungsaufgabe und da reicht es nicht aus einmal ein Healthday pro Jahr einzuführen, sondern für regelmäßige Angebote zu sorgen. Und diese müssen im Arbeitsalltag und eben in der Arbeitszeit leicht zu integrieren sein.
Regelmässige Angebote
Regelmäßige Angebote könnten beispielsweise sein: Themen wie Mental Health, Bewegung, Ernährung, Atmung. Natürlich darf der eigene Antrieb nicht fehlen. Die Investition in Gesundheit muss zur Routine werden.
Mein Tipp: Mental Health Pausen, Healthy Habits (wie z.B. der Start in den Tag mit Zitronenwasser), Morning-Yoga-Session oder Lunch-Flow, Aktivitäten Outdoor, gemeinsames Kochen und vieles mehr. Die Inhalte müssen sich den Bedürfnissen der Mitarbeiter*innen und den Gegebenheiten des Unternehmens anpassen.
Learning Digital: Welche alten Konzepte müssen wir brechen?
Kirstin Sternel: In jedem Fall einmalige „Pseudo“-Health-Events ohne Wirkung. Und dass die Gesundheit nur außerhalb der Arbeitszeit eine Rolle spielt – diesen Gedanken sollten wir verwerfen. Genauso wie Angebote, die nicht zur Zielgruppe passen. Und in jedem Fall: Kompliziertes, was nicht zur Routine werden kann. Es gilt, dass man selbst die positive Erfahrung einer Veränderung macht. Und diese für gut befindet und durch andere, schlechte alte Gewohnheiten ersetzt.
Learning Digital: Welche kleinen Übungen empfiehlst du, z.B. während der Arbeitszeit, die jede/r auch ohne große Yoga-Kenntnisse schaffen kann?
Kirstin Sternel: Wie Patamjali, der Urvater des modernen Yogas sagte, sind wir dann auf dem „Weg“, sprich Yogaweg. Wenn wir Aufmerksamkeit, Atmung und Bewegung zusammenbringen. Übungen aus diesen 3 Bereichen, die dann auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen abgestimmt sind.
Ich würde jedem Mitarbeiter eine Kanne heißes Zitronenwasser auf den Tisch stellen und dann mit einer Übung für die Sinne starten. Kleine Atemübungen in den Tag integrieren und morgens und zum Mittagstief Bewegungen im Stehen oder Sitzen einbauen.
Gesunde Arbeitswelt geht nur ganzheitlich
Learning Digital: Wie siehst du die gesunde Arbeitswelt 2.0?
Kirstin Sternel: Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit sind schon lange verschwommen, durch Corona mehr denn je. Wir sind ganzheitliche Wesen, also müssen wir auch so leben. Gesundheit ist das wertvollste Gut und Basis jeden Erfolgs – auch beruflich.
Wir wissen um die Bedürfnisse der Veränderung und klammern das „raus aus der Komfortzone“ und „zurück zur Einheit“ manchmal aus. Unternehmen müssen begreifen, dass Gesundheit am Arbeitsplatz kein „Nice to have“ Thema ist, sondern ein „Need to have“.
Es braucht Chefs, die zuhören, den Bedarf der Mitarbeiter*innen verstehen und entsprechend investieren. Schaffen können sie das, indem sie ihnen Freiräume geben, flexibel werden und die Arbeitskraft konstant stärken. Gesundheit ist ein zentraler Faktor und Führungsaufgabe.
Learning Digital: Wie kann man sich selbst gesundheitlich besser organisieren?
Kirstin Sternel: Ich sage immer wieder: Ganzheitlich. Ich habe immer das Bild einer Waage vor Augen. Geben und Nehmen. Powern und Pausieren. Reingeben und Rausholen. Es sind die kleinen achtsamen Schritte. Wie wir einen bewussten Start in den Tag haben, wie wir Pausen nehmen und sie verbringen, wie wir unser Pensum definieren. Wer hier eine gute Klarheit besitzt, Routinen einbaut und auch mal flexibel ist, der ist schon für seine Gesundheit sehr gut organisiert.
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