Bilder im Kopf: introvertiert & extrovertiert
Die Worte „Introvertiert und Extrovertiert“ nutzen wir mittlerweile ganz selbstverständlich im Alltag, um uns sowie unsere Mitmenschen damit zu charakterisieren. Schon allein wenn wir diese Wörter hören, hat wahrscheinlich jeder von uns ein bestimmtes Bild im Kopf: Eine introvertierte Person gilt als verschlossen, redet nicht gerne mit anderen Menschen und ist im Allgemeinen eher ruhiger. Bei dem Wort extrovertiert denken wir sofort an jemanden, der laut ist, mit jedem Menschen gut klarkommt und allgemein eher eine Frohnatur zu sein scheint. Aber oftmals werden diese Begriffe in einem falschen Kontext angewendet. Diese Charakterisierungen verleiten auch zunehmend oft dazu, anstelle einer adäquaten Charakterisierung eine Beurteilung entstehen zu lassen und vorschnell in Schubladen zu denken. Also schauen wir uns doch mal diese Charakterisierungen näher an.
Introvertiert/Introversion
Typische Wesenszüge von jemanden, mit einer Introversion sind:
- zurückhaltend
- erscheint auf seine Mitmenschen kühl und reserviert
- vermittelt den Eindruck, gerne Zeit allein zu verbringen
- hört bei Diskussionen oder Gesprächen lieber zu statt sich aktiv zu beteiligen
Laut der Definition des Schweizer Psychiaters C.G. Jung richten introvertierte Menschen ihre psychische Energie eher nach innen und sind für äußere Einflüsse und Reize schwerer erreichbar. Wenn es zu einer Reizüberflutung kommt, machen introvertierte Menschen schneller dicht. Allerdings gibt es auch viele introvertierte Menschen, die gar nicht schüchtern oder zurückhaltend sind. Sie ziehen sich ihre Energie nur aus der Stille und Ruhe.
Extrovertiert/Extraversion
Bei Menschen mit einer Extraversion sind die Wesenszüge das komplette Gegenteil. Sie sind eher offen und kontaktfreudig. Zudem beteiligen sie sich aktiv an Gesprächen sowie Diskussionen. Im Allgemeinen werden sie eher als energetisch und enthusiastisch wahrgenommen.
Nach C.G. Jung richtet sich ihre psychische Energie eher nach außen und Reize von außerhalb stellen für sie kein Problem dar, sondern fördern eher das Agieren mit ihrer Umwelt. Aber auch hier gibt es extrovertierte Menschen, die nach außen so wirken, es innerlich aber gar nicht sind.
Ambiversion
Es ist wichtig zu verstehen, dass es oft nicht nur das eine oder das andere gibt. Menschen mit einer Ambiversion handeln je nach Situation unterschiedlich – mal sind sie eher introvertiert, mal extrovertiert. Bei einem ambivertierten Verhalten sind die Ausprägungen unterschiedlich und solche Menschen können sich gut verschiedenen Situationen anpassen. Sie sind gleichzeitig Teamplayer*innen und Einzelgänger*innen. Sie können andere Persönlichkeiten gut einschätzen oder anderen den Vortritt lassen.
Extrovertiert vs. introvertiert am Arbeitsplatz
Am Arbeitsplatz treffen oft verschiedene Charaktere aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Umgang Mit- und Untereinander ist je nach Ausprägung der Eigenschaften einfacher oder schwieriger. Wichtig ist, dass man bestmöglich miteinander auskommt, sich gegenseitig unterstützt und fördert. Gerade auch deshalb, weil die Zusammenstellung und Zusammenarbeit der Teams aus unterschiedlichen Charakteren besteht.
Raus aus der Schublade!
Wir haben die Angewohnheit, gerne in Schubladen zu denken und Menschen auch gerne in diese einzuordnen: Jemand ist laut und kontaktfreudig, also ist er extrovertiert. Jemand ist still und zurückhaltend, also ist er introvertiert. Dieses Schubladendenken müssen wir vermeiden, um nicht vorschnell zu urteilen und den Menschen in seiner Ganzheit kennenzulernen. Abteilungen und Teams können von den einzelnen Eigenschaften profitieren und sollten jeden Persönlichkeitstypen individuell unterstützen, um das Beste aus ihnen herauszuholen.
Tipps für den Umgang mit Introvertierten
Ist jemand eher introvertiert veranlagt, sollten Unternehmen schauen, ob es die Möglichkeit gibt, der Person ein eigenes Büro oder Stillarbeitsräume zur Verfügung zu stellen. Es sollte respektiert werden, wenn sich introverierte Menschen zum Arbeiten auch mal Kopfhörer aufsetzen oder sich nicht an jedem Gespräch beteiligen. Es ist wichtig, diesen Menschen nicht ins Wort zu fallen und ihnen Zeit und Raum zu geben, so dass eine introvertierte Person eben ihre Meinung kundgeben kann. Außerdem sollte man akzeptieren, dass nicht oft oder gar nicht über private Dinge gesprochen wird und eine Mittagspause alleine auch total okay ist.
Tipps für den Umgang mit Extrovertierten
Jemand, der eher extrovertiert veranlagt ist, sollte mit ähnlichen Kolleg*innen in der Nähe zusammenarbeiten. Man sollte Gesprächen mit Extrovertierten nicht immer aus dem Weg gehen, sondern lockeren Smalltalk halten. Außerdem ist es wichtig, nicht vorschnell zu urteilen: Nur, weil der*die Mitarbeiter*in nach außen hin offen ist und gute Laune hat, muss es im Innenleben nicht so sein. Es lohnt sich, ein wenig hinter die Fassade zu blicken. Darüber hinaus auch zu überlegen, warum jemand vielleicht ungewohnt lauter ist. Eventuell ist dies auch eine Methode, um vielleicht so Schwächen und Ängste zu verstecken oder zu überspielen.
Effizienter Arbeiten mit Feel-good-Faktor
Wenn die Arbeitsatmosphäre stimmig ist, fühlen sich alle Persönlichkeitstypen wohl und arbeiten zudem auch effizienter. Außerdem sollte jede*r das einfordern können, was einem selbst am ehesten entspricht. Es lohnt sich, Mitarbeiter*innen Raum zu geben, damit sie sich entfalten können. Hinter einer introvertierten Persönlichkeit steckt manchmal ein offener, lustiger Mensch, der sich vielleicht nicht sofort jedem anvertraut und seinen Charakter zeigt – und umgekehrt.
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