„Männer und Frauen sind gleichberechtigt.” So heißt es zumindest im Grundgesetz seit Mai 1957. In der Praxis ist diese Theorie allerdings nicht immer zu erkennen – und das im Jahr 2024 und in fast jedem Lebensbereich. Insbesondere die Ungleichheit in der Arbeitswelt ist ein Thema, das besondere Aufmerksamkeit verdient. Daher schauen wir uns mal genauer an, wie’s um die Gleichberechtigung der Frau auf dem Arbeitsmarkt steht.
Ein kleiner Hinweis, bevor wir einsteigen: Wenn wir hier von der Gleichberechtigung der Frau sprechen, meinen wir mit Frau alle weiblich gelesenen oder weiblich identifizierten Personen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder des biologischen Geschlechts. |
Das erwartet dich:
Frauen und Arbeitslosigkeit
Frauenanteil unter Erwerbstätigen
Frauen in Führungspositionen
Frauen in der (Weiter-) Bildung
Frauen und die Arbeitszeit
Also, sind Frauen gleichberechtigt?
Frauen in der Arbeitswelt – eine Bestandsaufnahme
Um zu verstehen, ob Frauen gleichberechtigt sind in unserer heutigen Arbeitswelt, werden wir im Folgenden verschiedene Themenbereiche unter die Lupe nehmen – also, los geht’s!
Frauen und Arbeitslosigkeit
Die Zahlen aus Dezember 2023 zeigen, dass die Arbeitslosenquote unter Frauen ein bisschen niedriger war als unter Männern: 5,5 Prozent der Frauen waren arbeitslos, während es unter den Männern 5,9 Prozent waren. Am häufigsten betroffen sind Personen zwischen 25 und einschließlich 54 Jahren.
Was bei den Statistiken jedoch sehr ins Auge springt, ist der hohe Anteil an Frauen unter den alleinerziehenden Arbeitslosen: Dieser liegt bei 92 Prozent.
Der Frauenanteil unter Erwerbstätigen
Hier sieht’s ein wenig anders aus als unter den arbeitslosen Menschen, denn mit 46,8 Prozent Frauen waren diese im Jahr 2022 weniger häufig erwerbstätig als Männer. Aber immerhin ist diese Zahl gestiegen, denn 2002 lag sie noch bei 44,6 Prozent. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung, in der Frauen 50,9 Prozent ausmachen, sind sie dennoch heutzutage im Berufsleben unterrepräsentiert.
Dieser Unterschied fällt noch stärker auf, wenn wir uns ausschließlich Führungskräfte anschauen: Nur 28,9 Prozent aller Führungskräfte waren 2022 Frauen. Sind Frauen gleichberechtigt in diesem Bereich? Die Zahlen sagen eindeutig: Nein, noch lange nicht.
Eine Frage der Branche
Spannend wird es ebenfalls, wenn man sich die Berufe anschaut, die erwerbstätige Frauen ausüben. Mit 65,4 Prozent Anteil als Bürokräfte und kaufmännische Angestellte sind Frauen in diesem Sektor stark überrepräsentiert. In Industrie und Handwerk hingegen dominieren Männer: In Handwerksberufen sind lediglich 10,8 Prozent der Erwerbstätigen weiblich.
Frauen in Führungspositionen
Wie du schon gesehen hast, sind Frauen in Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert gegenüber Männern. Ein Mittel, um diese Benachteiligung von Frauen zu ändern, ist die Frauenquote. Seit 2015 sind die großen Wirtschaftsunternehmen gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Aufsichtsräte zu 30 Prozent mit Frauen zu besetzen. Auch für den Öffentlichen Dienst und Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung des Bundes gibt es Maßnahmen und Pläne, um Frauen als Führungskräfte zu stärken.
Klingt nach einem guten Schritt – aber 30 Prozent bedeuten noch keine Gleichberechtigung. Außerdem ist die Frage, wie es mit Frauen in Führungspositionen in Unternehmen aussieht, die von der Gesetzgebung ausgeschlossen sind. Die Statistik legt nahe: Der Wille, Frauen als Führungskräfte einzusetzen, scheint gering zu sein. Was könnten die Gründe dafür sein? Die Angst, dass Frau schwanger werden könnte und in Elternzeit geht? Die falsche Annahme, dass Frau weniger belastbar sei? Oder wird Frauen einfach nicht so viel zugetraut? Wohlgemerkt: Das sind nur Annahmen basierend auf Geschlechterklischees. Doch leider sind auch diese immer noch Teil unserer Gesellschaft.
Frauen in der (Weiter-)Bildung
Eine erfreuliche Nachricht: Was das schulische Bildungsniveau angeht, haben Frauen die Männer ein wenig überholt. So hatten 2019 40,5 Prozent der Frauen das Abitur bzw. die Fachhochschulreife erlangt; bei den Männern waren es 39,4 Prozent.
An deutschen Hochschulen sind Frauen deutlich in der Mehrheit, zumindest was Studienanfängerinnen (52,4 Prozent) und Absolventinnen (52,9 Prozent) angeht. Ab der Promotion kippt der Mehrheitsanteil jedoch; hier liegt der Frauenanteil bei 45,9 Prozent. Noch geringer ist dieser unter Professor*innen, denn hier waren 2021 nur 27,2 Prozent weiblich. Aber es geht nach oben, lag doch der Anteil weiblicher Professorinnen 2019 noch bei 25,6 Prozent.
Schaut man sich den Bereich der beruflichen Weiterbildung an, so sind auch hier Frauen mit 19 Prozent aktiver als Männer mit 14 Prozent. Ganz gleich, ob du zum Frauen- oder Männeranteil beitragen willst: Bei LEARNING DIGITAL bieten wir dir unabhängig von Geschlecht die Weiterbildung, die zu deinen beruflichen Zielen passt.
Frauen und die Arbeitszeit
Auch wenn heute mehr Frauen erwerbstätig sind als noch 2002, arbeiten auch viele Frauen immer noch in Teilzeit: mit 46 Prozent fast jede zweite Frau, aber nur 11 Prozent der Männer. Der Gender Time Gap, also der Unterschied der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit zwischen Mann und Frau, liegt bei über acht Stunden. Der Grund? Vermutlich geschlechtsspezifische Rollenerwartungen, laut derer Frauen immer noch hauptverantwortlich sind für Kinderbetreuung und auch mehr unbezahlte Care-Arbeit wie beispielsweise im Haushalt übernehmen. Genauer gesagt sind es fast 30 Stunden unbezahlte Arbeit, die Frauen pro Woche verrichten – Männer nicht einmal 21.
Die Folgen davon für Frauen sind unter anderem:
- finanzielle Abhängigkeit vom arbeitenden Partner
- drohende Armut im Alter
- geringe Chancen auf Karrieresprünge
Wie du siehst, ist gerade der Bereich Arbeitszeit ein Aspekt, in dem Frauen alles andere als gleichberechtigt sind. Vom sogenannten Gender Pay Gap, das geschlechtsspezifische Lohngefälle, mal ganz zu schweigen.
Also, sind Frauen gleichberechtigt?
Anhand der Aspekte, die wir uns nun genauer angeschaut haben, kann man sagen: Nein, Frauen sind aktuell nicht gleichberechtigt in der Arbeitswelt. Dabei müssen wir natürlich auch sehen, dass es heute im Jahr 2024 natürlich schon um einiges besser aussieht als vor beispielsweise 20, 50 oder gar 70 Jahren, als Frauen noch nicht einmal ohne die Erlaubnis ihres Mannes arbeiten durften. Es hat sich also schon viel getan in Sachen Gleichberechtigung der Frau – aber es ist auch noch viel Luft nach oben.
Gleichberechtigung – ein komplexes Unterfangen
Natürlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau auch weit über die Arbeitswelt hinausgeht. Nur ein kleines Beispiel: Lediglich 31 Prozent der Hauptrollen in Hollywood-Filmen werden weiblich besetzt. Und auch strukturelle, aber auch alltägliche Probleme mit Sexismus und Diskriminierung machen Frauen auf der ganzen Welt das Leben schwer.
Dieser Umstand wird noch verstärkt, wenn Frauen von weiteren Formen der Diskriminierung betroffen sind – beispielsweise durch eine Behinderung, ihre sexuelle Orientierung, ihre Geschlechtsidentität oder ihrer Hautfarbe.
Für mehr Gleichberechtigung in der Arbeitswelt
Zurück zum Thema Arbeit: Wir sehen, dass es noch viel Spielraum nach oben gibt. Aber was kann man dafür tun, um Frauen gleichberechtigt zu behandeln? Neben gesetzlichen Regelungen wie der Frauenquote steht jedes Unternehmen, jede HR-Abteilung, jede Person selbst genauso in der Verantwortung. Man könnte sich also mal folgende Fragen stellen:
- Wie viele Frauen, wie viele Männer arbeiten bei mir im Unternehmen?
- Sind mehr Frauen oder Männer in Führungspositionen?
- Verdienen Männer und Frauen in gleichen Positionen das gleiche Gehalt?
- Wer arbeitet eher in Teilzeit, Männer oder Frauen?
- Welche Maßnahmen oder Projekte gibt es im Unternehmen, um auch Teilzeit-Arbeitende zu fördern und Müttern nach Elternzeit den Wiedereinstieg zu erleichtern?
- Beobachte ich bei mir oder bei anderen Verhaltensweisen, die Frauen benachteiligen oder diskriminieren?
- Verfalle ich selbst vielleicht manchmal in klischeehaftem Denken über Geschlechterrollen?
Nur durch die aktive Auseinandersetzung mit dem Thema Gleichberechtigung der Frau in der Arbeitswelt können wir diese Hürden erkennen und nach und nach einreißen – und so eine fairere Welt für die Frauen von heute und morgen schaffen.