Hand auf’s Herz: Hast du dich schon mal zu einem*einer Kolleg*in hingezogen gefühlt oder dich sogar schon mal verliebt? Wenn ja, dann bist du damit nicht alleine: Einer Statistik zu Liebe am Arbeitsplatz zufolge waren schon 51 % der Befragten ein- oder mehrmals in Kolleg*innen verliebt. Und auch Hollywood lebt es uns mit Grey’s Anatomy oder Ein Chef zum Verlieben vor, dass ein kleines Techtelmechtel am Arbeitsplatz passieren kann – und unterhaltsam ist’s auch. Vor allem, weil wir sehen, dass Liebe am Arbeitsplatz doch einige Tücken bereithalten kann.
Beziehungen fangen oft im Büro an
Ganz ehrlich: Natürlich suchen wir uns nicht immer aus, in wen wir uns verlieben. Daher trifft uns Amors Pfeil auch mal am Arbeitsplatz. Schließlich verbringen wir den Großteil unserer Zeit bei der Arbeit und damit auch mit unseren Kolleg*innen. Dabei entsteht Nähe, man arbeitet eng zusammen, stemmt gemeinsam Projekte und Herausforderungen … So entstehen Verbindungen, in denen man Gefühle füreinander entwickeln kann.
Darüber hinaus kann es gut sein, dass, wer in der gleichen Branche arbeitet, auch Ähnlichkeiten in Sachen Charakter und Werte hat. Arbeiten beide beispielsweise im sozialen Bereich, hat vielleicht ein großes Maß an Hilfsbereitschaft oder Selbstlosigkeit. Und ähnliche Persönlichkeitseigenschaften sorgen dafür, dass wir uns verstanden und wohlfühlen.
Liebe am Arbeitsplatz & das Arbeitsrecht
Nun magst du dich fragen: Sind Beziehungen am Arbeitsplatz eigentlich erlaubt? Kann man Beziehungen am Arbeitsplatz verbieten? Oder sind Affären sogar ein Kündigungsgrund?
Grundsätzlich stehen viele Unternehmen Liebe am Arbeitsplatz skeptisch gegenüber, da sich Gefühle auf die Arbeitsleistung auswirken und Beziehungen den Betriebsablauf stören können. In den USA gibt es daher oft Verhaltensregeln, die ein Verbot von Beziehungen im Job mit sich ziehen. In Deutschland sieht’s hingegen anders aus.
Hierzulande sind Beziehungen zwischen Beschäftigten dem privaten Bereich zuzuordnen – und damit liegt das Ganze außerhalb des Einflussbereichs des Arbeitgebers. Dennoch können Flirts und Liebe am Arbeitsplatz ein Eingreifen des Arbeitgebers erfordern. Dafür zwei Beispiele:
- Die Annäherungsversuche sind einseitig und werden als Belästigung empfunden. Schließlich sind Unternehmen dazu verpflichtet, für ein belästigungsfreies Umfeld zu sorgen.
- Durch die Beziehung am Arbeitsplatz kommt es zu Spannungen oder Interessenkonflikten – wenn beispielsweise das hierarchische Gefälle oder eine Machtposition ausgenutzt wird, um eine Beziehung zu begründen. Wenn mit einer Beziehung zwischen Chef und Mitarbeiterin auch Beförderungen aufgrund der Beziehung einhergehen, kann das auch zu Spannungen im Team führen.
In solchen oder ähnlichen Fällen müssen Unternehmen auf beruflicher Ebene eingreifen – die Beziehung als solche kann allerdings nicht verboten werden. Möglich sind dann eine Unterbindung des Verhaltens, eine Abmahnung oder auch eine Versetzung.
Meldepflicht von Beziehungen am Arbeitsplatz
Eine beliebte Methode von Arbeitgebern, um genau solche Konflikte zu vermeiden, ist eine Melde- oder Offenbarungspflicht von Beziehungen im beruflichen Kontext. Rechtlich ist das jedoch heikel, da eine Beziehung am Arbeitsplatz grundsätzlich nicht verboten werden kann und sich der Arbeitgeber nicht in die Intimsphäre und Persönlichkeitsrechte von Arbeitnehmenden einmischen darf.
Eine Abwandlung davon hat der Springer Verlag nach der Causa Julian Reichelt erlassen. Dort müssen Beziehungen gemeldet werden, die zwischen Führungskraft und unterstellter Person stattfinden. Wie Arbeitsgerichte im Fall der Fälle damit umgehen, wird sich zeigen. So oder so gilt jedenfalls: Liebe am Arbeitsplatz und ein mögliches Eingreifen des Arbeitgebers ist auf Basis des Arbeitsrechts eine Angelegenheit, die viel Fingerspitzengefühl fordert – bei Liebe über Hierarchieebenen hinaus umso mehr.
7 typische Fehler, die du bei Liebe am Arbeitsplatz vermeiden sollte
Unabhängig von der rechtlichen Grundlage gibt’s ein paar Dinge, die du beachten solltest, wenn du dich auf eine Beziehung am Arbeitsplatz einlässt. Damit vermeidest du Probleme, die eventuell Konsequenzen mit sich ziehen könnten.
1) Im Büro rumturteln
Klar, wenn man verliebt ist, fällt es uns oft schwer, die Finger voneinander zu lassen. Aber gerade wenn die Liebe am Arbeitsplatz stattfindet, sollte man sich ein wenig zusammenreißen und auf Küssen, Flirten oder Händchenhalten im Büro lieber verzichten. Am besten verhältst du dich so normal wie möglich.
2) Kosenamen fallenlassen
Ob „Schatzi”, „Hasi”, „Mausi” oder was ganz Ausgefallenes: In jeder Beziehung gibt’s Kose- oder Spitznamen, die wir unseren Partner*innen geben. Im Job könnte das jedoch dafür sorgen, dass deine Kolleg*innen dich oder deine*n Partner*in nicht mehr ganz so ernst nehmen können, wenn man ständig „Pupsi” genannt wird.
3) Alles in der Beziehung ausplaudern
Ehrlichkeit ist in den meisten Beziehungen das A und O. Das kann bei der Liebe am Arbeitsplatz problematisch werden. Denn gewisse betriebsinterne Informationen (z.B. anstehende Kündigungen oder Beförderungen) musst du eventuell auch vor deiner*deinem Partner*in geheimhalten. Das ist nur fair gegenüber anderen Kolleg*innen.
4) Privates und Berufliches mischen
Wie du jetzt weißt, hat dein Arbeitgeber kein Mitspracherecht, wenn’s um deine Beziehung am Arbeitsplatz geht. Umgekehrt heißt das aber auch: Das Privatleben gehört in den Feierabend. Bleib daher im Arbeitsalltag professionell und sachlich und trag keine Beziehungskonflikte im Job aus. Wenn du merkst, dass dir die Trennung zwischen Beruflichem und Privatem schwerfällt, dann kommt vielleicht eine interne Versetzung oder ein Jobwechsel infrage.
5) Das Bauchgefühl ignorieren
Am allerwichtigsten ist es, auf dein eigenes Bauchgefühl zu hören. Das gilt zum einen für die Beziehung selbst: Hast du Zweifel an der Beziehung? Kannst du dir vorstellen, mit deinem*deiner Partner*in zusammenarbeiten? Zum anderen ist dein eigenes Gefühl auch wichtig, was dein Arbeitsleben angeht: Erzählt ihr euren Kolleg*innen von der Beziehung? Müsst oder wollt ihr den Arbeitgeber informieren? Gehe in dich, um dir über solche Fragen klar zu werden und entscheidet als Paar gemeinsam, wie ihr mit der Beziehung im Büro umgehen möchtet.
So funktioniert Liebe am Arbeitsplatz
Ob im Job oder nicht: Vielleicht kennst du das schon, dass Liebe oft passiert, wenn man nicht damit rechnet. Wichtig ist, dass deine Beziehung keine Auswirkung auf den Arbeitsalltag und deine Professionalität hat. Die größte Schwierigkeit ist oft, die Balance zwischen Privatem und Beruflichem zu finden. Eine gute und offene Kommunikation, auch mit Kolleg*innen, kann helfen und Konflikte vermeiden.