Denken wir an Nachhaltigkeit, kommen den meisten von uns vermutlich Themen wie Mülltrennung, Radfahren oder Ökostrom in den Sinn. Das hat seine Berechtigung, allerdings ist das Thema Nachhaltigkeit da noch lange nicht vorbei. Denn auch die Digitalisierung hinterlässt ihren ökologischen Fußabdruck. Was heißt das für Klima und Umwelt und wie geht’s nachhaltiger?
Warum muss die Digitalisierung nachhaltig sein?
Klar ist: Die Digitalisierung verbraucht Energie. Denn zum einen sprechen wir von der Infrastruktur, also Mobilfunknetze oder Rechenzentren. Zum anderen braucht man für die Digitalisierung Hardware, also das Handy oder den Computer, auf dem du diese Zeilen gerade liest.
Für die Herstellung und den Betrieb von Infrastruktur und Geräten sind Ressourcen nötig. Berechnungen zufolge macht die Digitalisierung heutzutage etwa 4 Prozent der globalen CO2-Emissionen aus. Dazu kommen Giftstoffe, die sowohl bei der Herstellung als auch der Entsorgung von Hardware freigesetzt werden – eine weitere Belastung für unseren Planeten. Gründe genug also, um die Digitalisierung nachhaltiger zu denken.
Stromverbrauch der Digitalisierung
Es sind bis zu zwölf Prozent des globalen Strombedarfs, der heutzutage in digitale Geräte fließt. Dabei geht ein Großteil für den Betrieb der Infrastruktur drauf; davon wiederum fressen Rechenzentren mit am meisten Energie. 16 Milliarden Kilowattstunden verbrauchen allein die Rechenzentren in Deutschland – Tendenz steigend, da in den vergangenen Jahren die Nutzung von Video-Streams und Video-Calls gestiegen ist und das wiederum mehr Daten verbraucht.
Effiziente Hard- und Software wird daher in der Zukunft noch wichtiger, zum Beispiel mittels effizienter und schlauer Programmierung. Eine weitere Option ist natürlich auch die Nutzung von grünem Strom; Google will das für seine Computerfarmen etwa bis 2030 schaffen. Das Ziel dabei: klimaneutrale Rechenzentren. Damit diese alle rund um die Uhr versorgt werden können, sind Speichermöglichkeiten von regenerativ erzeugtem Strom nötig. Diese gibt es bisher nicht – noch nicht.
Eine weitere Option, um dem riesigen Stromverbrauch etwas Gutes abzugewinnen und damit die digitale Nachhaltigkeit zu fördern, ist die enorme Abwärme, die Rechenzentren erzeugen. Meistens verpufft diese Wärme, doch es gibt bereits Bemühungen, um sie mit Wärmepumpen in Fernwärmenetze einzuspeisen. Das würde zwar den Stromverbrauch nicht senken, aber an anderer Stelle könnte so bei der Energiegewinnung am Verbrauch von Öl oder Gas gespart werden.
Tipps für digitale Nachhaltigkeit
Die Potenziale der digitalen Nachhaltigkeit sind, wie du schon gesehen hast, spannend, vielversprechend – und notwendig. Viele dieser Punkte liegen in der Verantwortung der Politik, Forschung und Unternehmen. Dennoch gibt es ein paar Chancen, die wir alle ergreifen können, um unseren digitalen Alltag etwas nachhaltiger zu machen.
1. Geräte lange nutzen
Nutze alltägliche Geräte wie Laptop oder Smartphone so lange wie möglich, denn der Großteil der ökologischen Belastung entsteht bei der Herstellung. Wenn möglich, dann lass etwaige Schäden reparieren. Das ist allerdings nicht immer sinnvoll: Gerade bei größeren Geräten, die lange in Betrieb waren, wie TV oder Kühlschrank, spielt auch der Energieverbrauch eine große Rolle. Da kann ein effizienteres Modell sinnvoller sein als die Reparatur.
2. Bewusster Datenverbrauch
Früher haben alle gleichzeitig die Tagesschau um 20 Uhr geguckt – das ist heute anders. Man kann immer und überall auf Videos und Musik zugreifen und konsumiert Medien zeitversetzt. Das Ergebnis: Mit dem steigenden Datenvolumen werden auch mehr Ressourcen verbraucht. Da kann es helfen, Videos beispielsweise in geringerer Auflösung anzuschauen oder deine Lieblingssongs lokal zu speichern.
3. Smart im Internet surfen
Es spielt für digitale Nachhaltigkeit auch eine Rolle, ob wir per WLAN, das mobile Netz oder übers Kabel online gehen. Denn auch das trägt zum Verbrauch von Ressourcen bei – besonders die Energie, die pro Datenmenge benötigt wird. Bei der Nutzung mit Kabel ist diese Energie ressourcenschonender als WLAN, WLAN ist ressourcenschonender als Mobilfunk. Arbeitest du also regelmäßig im Homeoffice, wäre das LAN-Kabel also eine gute Option für mehr digitale Nachhaltigkeit. Und auch, wenn es dein Datenvolumen zulässt: Lade dir die neuen Folgen deiner Lieblingsserie zuhause runter, wenn du sie unterwegs in der Bahn schauen möchtest.
4. Datenspeicherung optimieren
Auch das Speichern von Daten verbraucht viel Energie, gerade, wenn sie in einer Cloud gespeichert sind. Denn dort sind sie immer verfügbar und verbrauchen daher immer Energie – viel mehr, als wenn du die Daten auf einer lokalen externen Festplatte speicherst. Die verbraucht nämlich nur dann Strom, wenn du sie anschließt. Kannst du nicht ohne Cloud, dann wirf einen Blick auf die Energiebilanz der verschiedenen Anbieter. Ein weiterer Tipp: Miste deine Daten regelmäßig aus! Lass nur das Nötigste in der Cloud und speicher den Rest auf einer Festplatte. Und was du nicht mehr brauchst, kannst du auch ruhig löschen.
Vorsicht vor dem Rebound-Effekt
Gerade im Bereich von Nachhaltigkeit besteht die Gefahr, dass der Rebound-Effekt einsetzt. Das beschreibt Folgendes: Ein Prozess wird zwar effizienter oder ressourcenschonender, allerdings wird das Einsparpotenzial zunichtegemacht, indem man beispielsweise ein neues Gerät öfter nutzt. Beispielsweise kann der Rebound-Effekt dann eintreffen, wenn du deinen kaputten Fernseher durch einen neuen, energieeffizienteren Fernseher ersetzt, dieser aber dann viel häufiger läuft oder der Bildschirm größer ist. Im schlimmsten Fall ist der Energieverbrauch dann höher als beim alten Fernseher.
Der positive Einfluss der Digitalisierung
Natürlich hat die Digitalisierung an sich schon die Chance, Ressourcen zu sparen, beispielsweise druckt man weniger aus und Meetings, für die mehrere Personen früher um die halbe Welt fliegen mussten, finden nun entspannt im digitalen Raum statt. Wenn allerdings alle Meetings in 5K-Ultra im Mobilnetz am Smartphone stattfinden, das alle sechs Monate ausgetauscht wird, fällt der positive Effekt der Digitalisierung eher gering aus.
Der Weg Richtung digitale Nachhaltigkeit
Digitale Nachhaltigkeit und nachhaltige Digitalisierung sind überaus komplexe Themen, die auch nicht von heute auf morgen lösbar sind. Aber gerade die massive digitale Transformation, in der wir mittendrin stecken, lässt uns dennoch die Frage stellen: Wie kann das alles gelingen? Ist die Digitalisierung vielleicht schon zu fortgeschritten, um sie ökologischer zu gestalten? Was nötig ist, ist eine konsequente Umsetzung – und das nicht nur von uns allen daheim an unseren Smartphones und Laptops, sondern vor allem auf politischer Ebene. Denn häufig sind es ja Gesetze, die den größten Einfluss haben. Und dass das was bringen kann, sieht man beispielsweise an der Entscheidung, USB-C-Ladegeräte für alle Smartphones zu verwenden. Das entlastet die Herstellung, da wir die Geräte verwenden können, die wir eh schon zuhause haben.
Auch die Rolle und Verantwortung von Unternehmen hinsichtlich der Digitalisierung sollten wir nicht außer Acht lassen. In Firmen herrschen in der Regel komplexere Strukturen als im eigenen Haushalt, sodass es mit einem universalen Ladekabel nicht getan ist. Wie können da also Veränderungen umgesetzt werden? Das Stichwort lautet: Change Management. Möchtest du dich in dem Kontext für nachhaltige Digitalisierung einsetzen, dann könnte eine entsprechende Weiterbildung dein Weg in eine saubere Zukunft sein.