Vielen Arbeitnehmer*innen ist gar nicht bewusst, dass man in fast allen Bundesländern ein Anrecht auf jährlichen Bildungsurlaub (auch: Bildungsfreistellung) hat – oder war dir das klar? Schon 1974 hat die damalige Bundesregierung einen bezahlten Bildungsurlaub zum Zwecke der Berufsbildung, der allgemeinen und politischen Bildung sowie der gewerkschaftlichen Bildung eingeführt. Da Bildung bekanntlich in der Verantwortung der Bundesländer liegt, gibt es leider in Bayern und Sachsen kein Recht auf bezahlten Bildungsurlaub. In allen anderen Bundesländern stehen Arbeitnehmer*innen 5 Tage Bildungsurlaub im Jahr zu, im Saarland sogar 6 Tage.
Und das erwartet dich:
- 11 gute Gründe für Bildungsurlaub
- Voraussetzungen
- Die Kosten im Blick
- Geht das auch im Ausland?
- Bildungsurlaub vs. Weiterbildung
- Bildungsurlaub richtig beantragen
- Was, wenn dein Arbeitgeber nein sagt?
11 gute Gründe für Bildungsurlaub
- Er macht dich schlauer. Durch Bildungsurlaub kannst du dein Wissen im Allgemeinen oder auch zu ganz spezifischen Thermen bereichern und deine Kompetenzen steigern. Du hilfst dir dadurch selbst, schlauer zu werden und deine Skills auszubauen. Damit bist du nicht nur beruflich, sondern auch gesellschaftlich besser informiert.
- Beim Bildungsurlaub ist für jeden etwas dabei. Neben politischer und beruflicher Weiterbildung werden auch allgemeinbildende und kulturelle Seminare angeboten. Auf dem Portal Bildungsurlauber findest du Angebote in Präsenz oder online aus allen Bereichen.
- Bildungsurlaub hilft, Politik besser zu verstehen. Viele Menschen in Deutschland interessieren sich kaum noch für politische Themen. Das liegt oft an unzureichendem Wissen und Verständnis dazu. Du kannst lernen, politische Zusammenhänge besser zu verstehen und bist sogar in der Lage, dich in diesem Bereich zu engagieren.
- Fit im Job: Bildungsurlaub kann auch deiner beruflichen Weiterbildung dienen. Mach dich selbst fit zu neuen Themen in deinem Beruf und steig deine Karriereleiter weiter nach oben.
- Bildungsurlaub ist auch eine Auszeit. Die Zeit distanziert dich von deinem manchmal stressigen Arbeits- und Lebensalltag. Er ist wie eine kleine Pause und hilft dir, Leistungsdruck und Stress besser bewältigen zu können. Das ist natürlich gut für deine Gesundheit und steigert dabei deine Lebensfreude. Du tankst neue Kraft für deinen Arbeits- und Lebensalltag.
- Bildungsurlaub macht dich selbstbewusster. Durch das Wissen, das du dir angeeignet hast, kannst du mit Abstand über deine eigenen Standpunkt reflektieren und dein Selbstbewusstsein so stärken. Du wirst resilienter gegenüber Problemen oder anderen Meinungen.
- Du hast die Möglichkeit, mit Distanz den eigenen Standpunkt in der Welt zu reflektieren. Dabei lernen Teilnehmende mehr über sich selbst und können ihre Anliegen und Interessen klarer ausdrücken.
- Der Bildungsurlaub macht dich stark gegen Konflikte. Denn er bedeutet Begegnung mit anderen Menschen. Dabei muss es nicht immer harmonisch zugehen. Teilnehmende lernen, den eigenen Standpunkt zu vertreten – und dabei gleichzeitig einen respektvollen Umgang zu bewahren. So lernst du, Kritik richtig zu äußern und Konflikte solidarisch auszutragen.
- Auch deine Firma profitiert von deinem Bildungsurlaub, denn er fördert Stressbewältigung, Eigenständigkeit und Konfliktlösung. Das sorgt für ausgeglichene, gebildete und zufriedene Arbeitnehmer*innen, von denen dann natürlich auch der Betrieb profitiert.
- Durch den Bildungsurlaub lernst du Demokratie. Politische Bildung ist eine Grundsäule und Demokratie muss und kann gelernt werden. Der Austausch mit anderen Teilnehmenden fördert die Toleranz und den kritischen Blick gleichermaßen, ganz ohne Bekenntnis- oder Entscheidungsdruck. Du kannst deine Entscheidungen, zum Beispiel bei einer Bundes- oder Landtagswahl, mit fundiertem Wissen selbst fällen. Damit profitiert die ganze Gesellschaft.
- Bildungsurlaub lässt dich länger leben, denn hier wird viel gelacht. Das selbstbestimmte Lernen in einer solidarischen Gemeinschaft macht Freude und weckt die Lebensgeister. Außerdem bleibt im Bildungsurlaub immer auch Zeit zur Erholung, die Dank der Familienfreundlichkeit auch mit deinen Angehörigen verbracht werden kann.
Voraussetzungen
Wie schon beschrieben, kann man in Bayern und Sachsen keinen Bildungsurlaub beantragen. In allen anderen Bundesländern ist der Arbeitgeber verpflichtet, allen Arbeitnehmer*innen bezahlten Bildungsurlaub zu gewähren – und das zusätzlich zum vereinbarten Urlaubsanspruch. Argumente dafür sind natürlich Kurse zur beruflichen Weiterbildung. Man muss je nach Bundesland zwischen sechs und zwölf Monaten betriebszugehörig sein, um einen Bildungsurlaub zu beantragen. Plus: In dem Unternehmen müssen mindestens zehn Mitarbeiter*innen angestellt sein. Kleine Betriebe können einen Erstattungsanspruch an das Bundesland stellen, um die Lohnkosten aufzufangen.
Unternehmen können, wie beim regulären Urlaub auch, aus zwingenden betrieblichen Gründen oder Urlaubsansprüchen von Kolleg*innen, zum Beispiel aus sozialen Gründen, deinen Bildungsurlaub zu einem bestimmten Termin verweigern, aber wie gesagt nicht im Gesamten.
Die Kosten im Blick
Aber auch während man in Kurzarbeit ist, kann man Bildungsurlaub machen. Das ist sogar eine gute Idee: Lernen statt Nichtstun – und das kann auch für den Arbeitgeber von Vorteil sein, weil deine Abwesenheit weniger ins Gewicht fällt als in regulären Arbeitsperioden.
Der Arbeitgeber zahlt deinen Lohn weiter – den Bildungsurlaub an sich, auch mit Übernachtungen und Verpflegung, zahlst du erst einmal selber. Viele Krankenkassen übernehmen aber gewisse Kosten, das ist je nach Anbieter unterschiedlich geregelt und fordert deine Initiative. Zudem ist es unter bestimmten Voraussetzungen möglich, die Fahrt- und Verpflegungskosten sich über den Lohnsteuerjahresausgleich erstatten zu lassen. Wenn du im letzten Jahr keinen Bildungsurlaub genommen hast, so kannst du in manchen Bundesländern im laufenden Jahr diese nachholen und insgesamt sogar zehn Tage Bildungsurlaub machen.
Geht das auch im Ausland?
Spanien, England, Frankreich, Dominikanische Republik, Israel, Jamaica oder doch lieber Kroatien? Kein Problem! Bildungsurlaube im Ausland können tatsächlich weltweit stattfinden. Du bist nicht auf Deutschland begrenzt. Gerade bei einem Sprachkurs kann es bereichernd sein, zusätzlich zur Fremdsprache auch noch die Kultur kennenzulernen und im Alltag erste Sprechversuche zu wagen.
Bildungsurlaub vs. Weiterbildung
Bildungsurlaub ist keine Weiterbildung. Zur Weiterbildung gehören berufliche Maßnahmen wie Lehrgänge, Umschulungen und Meisterkurse, genauso wie Sprachunterricht, das Nachholen von Schulabschlüssen oder freizeitorientierte Bildungsangebote. Für viele Weiterbildungen gibt es eine andere Möglichkeit einer finanziellen Förderung. Wenn du eine berufliche Weiterbildung, zum Beispiel bei LEARNING DIGITAL machen möchtest, besprich dich mit deinem Arbeitgeber oder der Arbeitsagentur. Wirf gerne schon mal einen Blick auf unser Kursangebot:
Bildungsurlaub richtig beantragen
Das unterscheidet sich innerhalb der Bundesländern leicht unterschiedlich. Im Groben hilft dir aber diese Schritt-für-Schritt Anleitung:
- Prüf deinen Anspruch auf Bildungsurlaub und informier dich über die Anbieter und deren Angebote.
- Such dir ein Seminar oder Kurs aus und melde dich dort an.
- Der Anbieter schickt dir Infomaterial zum Seminar und Unterlagen zur Beantragung bei deinem Arbeitgeber zu.
- Stell anschließend rasch den Antrag bei deinem Arbeitgeber, mindestens vier bis acht Wochen vor dem Start.
- Wenn der Arbeitgeber positiv über deinen Antrag auf Bildungsurlaub entscheidet oder sich nicht dazu äußert, steht deiner Teilnahme nichts mehr im Wege. Viel Spaß! Aber beachte: Die Teilnahme ist dann verpflichtend, einfach zu Hause bleiben geht nicht. Kannst du zum Beispiel wegen Krankheit nicht teilnehmen, muss du ein Attest vorlegen.
Nach einem erfolgreich absolvierten Seminar erhältst du eine Teilnahmebestätigung, die du deinem Arbeitgeber als Kopie vorlegen musst.
Was, wenn dein Arbeitgeber nein sagt?
Wenn der Arbeitgeber deinen Bildungsurlaub ablehnt, bedeutet das nicht, dass er das generell tun kann oder will. Lass den Kopf nicht hängen! Es hilft immer, schon im Vorfeld miteinander zu reden. Bei einer Ablehnung lässt du dich am besten vom Betriebsrat oder der Mitarbeitervertretung beraten. Schaff ein Bewusstsein unter den Kolleg*innen für die Vorteile von Bildungsurlaub und verteil Infomaterial zu den Seminaren und Anbieter in deiner Firma und beantrage zu einem späteren Zeitpunkt einfach wieder Bildungsurlaub.