Hunderte Fremde auf einem Haufen, Small Talk überall, ein undurchdringliche Schallmauer und Visitenkarten, die ihre Besitzer*innen wechseln: Was für die einen nach ganz normalem Netzwerken klingt, ist für andere die Hölle auf Erden – nämlich für Introvertierte. Dabei kann Netzwerken, oder auch Networking, wie es im Englischen genannt wird, dir dabei helfen, die eigene Karriere voranzubringen. Wie netzwerken auch für Introvertierte klappen kann, schauen wir uns heute an.
Bist du introvertiert?
Begriffe wie introvertiert und extrovertiert verwenden die meisten von uns wie selbstverständlich – und sorgen für Schubladendenken. Während introvertierte Menschen als schüchtern und verschlossen gelten, scheinen Extrovertierte eine laute Frohnatur zu sein. Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn ob man intro- oder extrovertiert ist, zeigt sich weniger an Charaktereigenschaften, sondern daran, woher du deine Energie beziehst.
So ziehen extrovertierte Menschen ihre Energie aus dem Kontakt mit anderen – introvertierte laden ihre Batterien eher auf, wenn sie für sich sind. Und genau das ist die Krux am Netzwerken als Introvertierte*r: Wie soll das gehen, wenn man doch lieber alleine ist und soziale Interaktionen so viel Kraft kosten?
Netzwerken als Introvertierte*r
Auch als introvertierte Person gilt: Wer sich mit anderen austauscht, lernt auch immer etwas über sich selbst und kann sich weiterentwickeln. Daher ist Networking auch für Introvertierte ein wichtiges, wenn auch leidiges Thema, da es häufig als unangenehm empfunden sind. Darum hier ein paar Tipps, die Introvertierten (wie dir) das Netzwerken leichter machen können.
1. Netzwerke mit Plan
Schmeiß dich nicht einfach so ins Getümmel, wenn du als Introvertierte*r netzwerken willst. Das wird dich vermutlich überfordern oder sogar abhalten. Definiere die stattdessen konkrete Ziele: Was willst du erreichen mit dem Netzwerken – beispielsweise eine berufliche Neuorientierung? Oder suchst du Menschen, die dir bei fachlichen Schwierigkeiten helfen können? Je nachdem solltest du für dich vorab klären, wie viel Zeit, Geld und Energie du ins Netzwerken stecken willst. Je besser du das alles planst, desto leichter wird dir das Netzwerken fallen.
2. Zähle Begegnungen statt Visitenkarten
Es ist ein Mythos zu denken, dass ein berufliches Netzwerk nur dann gut ist, wenn es riesengroß ist. Das Gegenteil ist der Fall! Schließlich wollen neue Kontakte auch gepflegt werden. Das ist ein essenzieller Bestandteil beim Netzwerken. Kommst du also beispielsweise von einem Event mit zwei, drei Kontakten nach Hause, wird es dir leichter fallen, diesen nachzugehen als Hunderten. Und das wiederum kann sich positiv auf die Qualität deines Networkings auswirken – und die ist auch hier, wie so oft, wichtiger als die Quantität.
3. Schau dich gut um
Vielleicht hast du ja auch schon ein kleines oder großes Netzwerk und weißt gar nichts davon. Wenn wir nämlich ans Netzwerken denken, kommen uns zunächst neue Leute in den Sinn, die es kennenzulernen gilt. Aber so schwierig müssen wir es uns nicht machen. Oft vergisst man nämlich, den Blick mal aufs eigene Umfeld zu richten. Denk also mal in Ruhe darüber nach, wen du schon so kennst, und sei es nur flüchtig. Auf solche Menschen zuzugehen fällt gerade Introvertierten oft leichter.
4. Begrenze dein Netzwerken
Niemand sagt, dass du bei jedem Event und von Anfang bis Ende dabei sein musst – das schafft eh niemand und das musst du auch nicht. Stell dir die Frage, welche Art von Veranstaltung und wie viele du in einem bestimmten Zeitraum besuchen möchtest. Wenn dich große Menschenmengen und mehrtägige Fachmessen stressen, dann schau doch lieber mal, was es für kleine Events oder Vorträge gibt. Plus: Manchmal kann es schon reichen, nur eine halbe Stunde oder Stunde dabei zu sein. Wenn du merkst, dass es dir zu viel wird, dann zieh dich lieber zurück.
Was auch wichtig ist: Nimm dir Ruhepausen – zum Beispiel beim Event selbst, indem du mal kurz frische Luft schnappen gehst. Und gönn dir nach einer Veranstaltung ein paar Tage Ruhe, bevor du wieder zum Netzwerken aufbrichst.
5. Such dir einen Networking-Buddy
Zusammen ist man weniger allein – das gilt auch beim Netzwerken. Schnapp dir also eine*n extrovertierte*n Bekannte*n und geht gemeinsam auf ein Event. So hast du immer jemandem zum Reden, wenn es dir schwerfällt, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Und vielleicht kann die Person dir auch als Eisbrecher*in helfen, um mit anderen ins Gespräch zu kommen. Nicht zuletzt fühlen wir uns mit vertrauten Personen um uns oft selbstbewusster und sicherer – und man hat mehr Verbindlichkeit, auch wirklich zum Netzwerk-Event hinzugehen.
6. Übe dich im Small Talk
Auch wenn viele ihn verteufeln: Small Talk gibt dir die Chance, leicht mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Oft kann Small Talk auch als Einstieg dienen, um die Unterhaltung in eine tiefere Richtung zu lenken – gerade, wenn du dich mit Deep Talk wohler fühlst. Versuch also ruhig mal, ein Gespräch zu beginnen, beispielsweise über das Wetter oder den letzten Vortrag. Klingt unvorstellbar für dich? Dann fang erstmal im Kleinen an, zum Beispiel in Alltagssituationen wie beim Bäcker. Vielleicht hilft es dir auch, wenn du dir ein paar Eisbrecher-Sätze oder -Fragen bereit legst. Dann bist du im Fall der Fälle noch besser vorbereitet.
7. Feier dein introvertiertes Selbst
Kommen wir zu dem vielleicht wichtigsten Punkt. Introvertiert zu sein ist keine Schwäche, im Gegenteil! Denn als introvertierte Person bist du vermutlich ein*e gute*r Beobachter*in und gut im Zuhören. Das sind tolle Stärken, gerade beim Netzwerken. Denn dabei ist zuzuhören mindestens genauso wichtig wie zu reden. Das kann einerseits den Effekt haben, dass du mehr oder spezifische Fragen stellen und damit tiefergehende Gespräche führen kannst. Andererseits merkst du so vielleicht auch eher, wenn dein Gegenüber weniger Lust auf die Interaktion hat und ziehst dich entsprechend zurück. Auch in dieser Hinsicht rücksichtsvoll zu sein ist nicht zu unterschätzen.
8. Netzwerke wie du selbst
Auch wenn die Welt den Lauten zu gehören scheint – zumindest entsteht dieser Eindruck bei all den großen Fachmessen, all den unruhigen Großraumbüros, all dem erforderlichen Teamwork – bleib dein introvertiertes Selbst. Versuchst du dich zu verbiegen, beraubst du dich deiner Stärken. Unabhängig davon merken es andere Menschen schnell, wenn du nicht du selbst bist, dabei legen wir alle Wert auf ein authentisches Auftreten. Und dir selbst würdest du damit langfristig auch keinen Gefallen tun. Geh also beim Netzwerken so vor, wie es zu dir und deinem Charakter passt. Und wenn es dir hilft, dann geh auch ganz offen damit um.
Ein Beispiel: Du bist bei einem spannenden Vortrag, der dich sehr inspiriert hat. Du möchtest dem Speaker gerne danken, weißt aber nicht, wie. Wie wäre es damit: „Mir fällt es schwer, auf fremde Leute zuzugehen, aber ich muss Ihnen einfach sagen, wie spannend ich Ihre Präsentation fand.“
9. Profitiere vom Internet
Bisher haben wir nur vom Netzwerken auf Events & Co. gesprochen, aber du solltest auch das digitale Networking für dich nutzen. Vielleicht fällt es dir sogar leichter, virtuell mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Das heißt aber nicht, dass du jede Kontaktanfrage annehmen oder wahllos Kontakte hinzufügen musst. Auch hier steht die Qualität deiner Kontakte an erster Stelle – direkt neben deinem methodischen Plan. Und setz dir hier am besten auch Grenzen, beispielsweise in Form von festen Bildschirmzeiten, die du Netzwerken wie LinkedIn, Xing & Co. täglich oder wöchentlich widmen kannst.
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