Social Media und Smartphone dominieren die digitalisierte Welt nach wie vor. Vermutlich kennst du den Anblick aus Bus und Bahn: Vor allem die jüngeren Generationen haben ihren Blick häufig gezielt auf ihre Handys gerichtet. Dabei sind sie nicht selten auf Social Media unterwegs. Nicht zuletzt aufgrund der immer größer werdenden Relevanz der sozialen Medien hat sich ein hochaktueller Trend entwickelt: Social Commerce (auch: S-Commerce). Was hinter dem Trend steckt und wie er die Zukunft des Online Marketings beeinflusst, erfährst du im Artikel.
Was ist Social Commerce eigentlich?
Wenn man verstehen will, was es mit dem Trend auf sich hat, ist es wichtig, das Phänomen begrifflich klar abzugrenzen. So muss zunächst zwischen den ähnlich anmutenden Begriffen Social Commerce, E-Commerce, Social Selling und Digital Commerce differenziert werden.
E-Commerce und Digital Commerce sind Synonyme und meinen sämtliche Transaktionsabschlüsse und Geschäftsprozesse, die auf elektronischem Weg ohne direkte physische Interaktion abgewickelt werden (vgl. Kollmann u. a., E-Commerce).
Social Selling hingegen muss klar unterschieden werden und meint eine langfristig angelegte Vetriebsstrategie, die auf Reputation, Vertrauen und den Aufbau eines starken Netzwerks über Social Media setzt. Aber was ist Social Commerce jetzt genau?
Social Commerce: Definition Bei Social Commerce handelt es sich um einen aktuellen Trend, der die bestehenden Funktionen des E-Commerce in die gängigen Social-Media-Kanäle integriert. Ziel ist es, den Verkaufsprozess so zu gestalten, dass die User*innen das jeweilige soziale Medium nicht verlassen müssen, um einen Kauf zu tätigen (vgl. Productsup, Social Commerce Guide und Sagebiel, Social Commerce). |
Wichtig ist, dass Social Commerce ohne E-Commerce und das klassische Social Media Marketing nicht funktionieren kann. Es geht in der Praxis nicht nur um den digitalen Vertrieb und Verkauf von Produkten und Dienstleistungen an Personen und Unternehmen über soziale Medien. Ohne eine stabile technische Infrastruktur (z. B. flüssiger Checkout-Prozess) und das sinnvolle Nutzen sozialer Gruppen innerhalb der Netzwerke (z. B. Empfehlungsmarketing mit Influencer*innen) kann Social Commerce nicht funktionieren. Das zeigt dir diese Grafik des sogenannten Mausmodells:
Kurzum: Social Commerce kombiniert die Funktionen von E-Commerce mit der enormen Reichweite sozialer Medien. Das Ziel ist, die Verbraucher*innen genau dort abzuholen, wo sie sich aufhalten und es ihnen möglichst einfach zu machen, einen Kauf zu tätigen. Laut einer YouGov®-Analyse aus dem Februar 2023 sind vor allem jüngere Personen im Alter von 25 – 34 Jahren empfänglich dafür. Das ist kein Wunder, denn Menschen in diesem Alter sind zumeist Digital Natives und verbringen statistisch gesehen wesentlich mehr Zeit in sozialen Medien als auf klassischen Websites. Darüber hinaus haben sie in der Regel auch die notwendige Kaufkraft.
Social Commerce: Beispiele aus der Praxis
So viel zur Theorie. Doch wie sehen griffige Social-Commerce-Beispiele in der Praxis aus? Auf Instagram können Produkte mittlerweile z. B. sowohl in Foto-Postings, Videos und Reels als auch in Stories und in Form von Erwähnungen markiert werden. Ebenfalls auf dem Vormarsch ist das Livestream-Shopping. Hier ein paar Eindrücke:
Social Commerce auf Instagram – Best Practises, vgl. Instagram Business, Best Practises Instagram Shopping.
Werbeanzeigen in den aufgezählten Formaten gibt es schon lange. Die Innovation liegt jetzt darin, dass nicht mehr auf einen externen Webshop verlinkt wird, sondern Einkäufe direkt in der App getätigt werden können. Social Commerce auf Instagram ermöglicht den User*innen z. B. den Kauf von Beauty-Produkten, ohne die App zu verlassen. Das sieht dann zum Beispiel so aus:
Für die Nutzer*innen bedeutet das vor allem auf mobilen Endgeräten eine extreme Verbesserung der User Experience, denn: Fällt die Umleitung auf eine externe Seite weg, gibt es weniger Absprünge unter den interessierten User*innen. Generell gilt: Je mehr Klicks zum Kauf nötig sind, desto unwahrscheinlicher ist ein Impulskauf. Ein optimierter und schneller Check-out ist also entscheidend.
Praxistipp! In der Praxis funktioniert Social Commerce am besten in Kombination mit Influencer Marketing. Das liegt daran, dass wir Menschen generell eher auf authentische Empfehlungen anspringen als auf die reine Selbstdarstellung eines Unternehmens. Wird im Post einer*eines Influencer*in direkt das beworbene Produkt zum Kauf angeboten, ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass begeisterte User*innen das Produkt tatsächlich kaufen. Natürlich profitieren auch die Influencer*innen von direkten Verkäufen über ihren Content. Sofern die Bedeutung von Influencer*innen also in Zukunft nicht rapide abnimmt, wird sich In-App-Shopping also auch in Deutschland durchsetzen. |
S-Commerce in Deutschland – Status Quo und Ausblick
Global betrachtet hinkt die tatsächliche Umsetzung von Social Commerce in Deutschland noch etwas hinterher. In den USA und in China hat sich der Trend bereits unaufhaltsam ausgebreitet. Schätzungen zufolge soll der globale Social-Commerce-Markt bis 2025 rund 1,2 Billionen Dollar erreichen (vgl. Accenture 2022).
Was man allerdings nicht unterschätzen darf, sind die Prozesse und Arbeitsschritte, die im Hintergrund möglich gemacht und absolviert werden müssen. So einfach das Social Shopping für die Verbraucher*innen auch ist: Die Verknüpfung von Social Media Marketing und E-Commerce braucht neben der technischen Infrastruktur des Digital Commerce auch Fachpersonal, das die neuen Möglichkeiten des Social Commerce in einer übergeordneten Social-Media-Strategie mitbedenkt und bestmöglich einsetzt.
Social Commerce als Teil des Social Media Marketings
Wenn sich Unternehmen im Social Commerce versuchen wollen, sollten sie dafür sorgen, dass sie nicht nur Personal einsetzen, das sich mit dem Aufbau und der Pflege von Webshops auskennt. Natürlich schaden Kenntnisse im E-Commerce nicht, doch Social Commerce muss in erster Linie auch als Teil des Social Media Marketings begriffen werden. Strategie, Zielgruppenanalyse, die Akquise der richtigen Influencer*innen und letztlich Kenntnisse über die wichtigsten Social-Media-Kanäle sind erfolgsentscheidend.
Wer schon Erfahrungen im Marketing, Vertrieb oder sogar im E-Commerce hat, ist ideal geeignet für eine berufliche Zukunft im Social Commerce. Es ist allerdings von Vorteil, die eigenen Kenntnisse im Social Media Marketing in einer Weiterbildung aufzufrischen. In unserem Blogartikel über das Berufsbild des*der Social Media Manager*in kannst du dich außerdem vorab darüber informieren, was dich neben Aufgaben im Social Commerce noch erwarten könnte.
Schon gewusst? Unsere Kursmodule im Bereich Online Marketing Business können beliebig miteinander kombiniert werden. Für die optimale Vorbereitung auf die Arbeit im Social Commerce empfehlen wir dir, unseren Kurs Social Media Marketing mit dem Kurs E-Commerce zu kombinieren. |
Quellen:
accenture.com: „Shopping on Social Media Plattforms Expected to Reach $1.2 Trillion Globally by 2025, New Accenture Study Finds”, 04.01.2022, in: Accenture-Newsroom, URL: https://newsroom.accenture.com/news/shopping-on-social-media-platforms-expected-to-reach-1-2-trillion-globally-by-2025-new-accenture-study-finds.htm, (Stand: 27.06.2023).
Geibel, Richard C.: „Social Commerce – Entstehung und Bedeutung“, 09.09.2022, URL: https://www.youtube.com/watch?v=m7NQjViJhKY, (Stand: 26.06.2023).
Instagram Business: „Die neusten Best Practises für Instagram Shopping“, o. J., in: Instagram Business, URL: https://business.instagram.com/shopping/guide-and-best-practices, (Stand: 27.06.2023).
Kollmann, Prof. Dr. Tobias u. a.: „E-Commerce”, 19.02.2018, in: Gabler Wirtschaftslexikon, URL: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/e-commerce-34215/version-257721
Luck, Casey: „E-Commerce trends 2023”, 23.11.2022, URL: https://www.youtube.com/watch?v=W_oMx_lfDfs, (Stand: 27.06.2023).
Productsup: „Der Social Commerce Guide 2022. Erreichen Sie Ihre Kunden auf ihren Lieblingsplattformen”, downloadbar unter https://www.productsup.com/de/leitfaeden/der-social-commerce-guide-2022/, (Stand: 26.06.2023).
Sagebiel, Karl-Fredrik: „Social Commerce: So gelingt der Verkauf über soziale Medien“, 22.06.2023, in: HubSpot-Marketingblog, URL: https://blog.hubspot.de/marketing/social-commerce, (Stand: 26.06.2023).