Die Deadline für ein wichtiges Projekt, später die Kids zum Sport bringen, abends Meal Prep, die Steuererklärung wartet auch schon seit Tagen und irgendwo dazwischen noch der stupid walk für die stupid mental health … Wenn diese ersten Zeilen dir schon ein unangenehmes Gefühl von Stress vermitteln, ist das nur allzu verständlich. Stress ist wohl einer der bekanntesten Krankmacher und vielleicht kennst auch du diese negativen Seiten von Stress. Aber wusstest du, dass es auch positiven Stress gibt? Positiver Stress wird auch Eustress genannt und kann sogar gut tun – und leistungsfähiger und zufriedener machen. Was dahintersteckt, erfährst du jetzt.
Was passiert bei Stress?
Bevor wir dir die guten Seiten von Stress aufzeigen, hilft es, einmal zu verstehen, wie Stress eigentlich funktioniert: Finden wir uns in einer belastenden Situation wieder, bildet unsere Nebenniere vermehrt die Hormone Noradrenalin und Adrenalin und schüttet diese in den Blutkreislauf aus. Dadurch passen sich Stoffwechsel und Herz-Kreislauf-System an die Belastung an.
Darüber hinaus wird auch das Stresshormon Cortisol freigesetzt. Das sorgt dafür, dass Puls und Blutdruck ansteigen. Um dem erhöhten Energiebedarf gerecht zu werden, werden vermehrt auch Fette und Zucker freigegeben.
Dieser Hormoncocktail versetzt uns in Alarmbereitschaft, sodass wir instinktiv und schneller reagieren können. Das hat unseren Vorfahren einst das Überleben gesichert. Klar: Heute müssen wir nicht mehr vor Säbelzahntigern davonlaufen. Heute gibt es dafür zahlreiche andere Auslöser für Stress – sogenannte Stressoren. Vielleicht kommt dir was davon bekannt vor:
- Leistungsdruck, zum Beispiel im Job
- Schicksalsschläge wie eine ungeplante Arbeitslosigkeit
- Reizüberflutung
- Konflikte im Privaten und Beruflichen
- Zeitdruck
Positiver Stress bringt uns zu Bestleistungen
Diese und andere Stressfaktoren müssen nicht unbedingt immer negativ sein – im Gegenteil. Wir alle kennen Situationen, in denen Stress uns auch beflügeln kann und daher auch einen positiven Effekt hat. Dieser Eustress tritt vor allem dann auf, wenn die Situation, die wir erleben, zwar herausfordernd, aber lösbar ist.
Positiven Stress erkennst du daran, dass du angespannt und gleichzeitig euphorisch bist. Deine Stresshormone sorgen dafür, dass du fokussiert und aufmerksam bist. Ist die Situation also für dich nicht belastend, bringt dich positiver Stress zu Höchstleistungen.
Was genau als lösbare Situationen wahrgenommen wird, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch, denn schließlich haben wir alle unterschiedliche Ressourcen, um mit Stress umzugehen. Ein und dieselbe Situation kann auf eine Person unangenehm wirken, während eine andere Person sie als anregend empfindet. |
Beispiele für Eustress
Das klingt dir noch zu abstrakt und du kannst dir nichts unter positivem Stress vorstellen? Dann helfen dir vielleicht ein paar Beispiele:
- Kreativität: Du klimperst auf dem Klavier oder lässt den Pinsel an der Leinwand schwingen und merkst nicht, wie die Zeit dabei vergeht.
- Verliebtheit: Die Stresshormone sind erhöht, wenn Schmetterlinge im Bauch flattern – was gibt’s Schöneres?!
- Lebensereignisse: Schöne Erlebnisse wie eine Hochzeit oder der Beginn eines tollen Urlaubs sind schön-stressig.
- Begeisterung: Bist du Feuer und Flamme für ein Projekt im Job, geht es dir mit Eustress viel besser von der Hand.
- Prüfungen: Solange du nicht an akuter Prüfungsangst leidest, wirst du durch positiven Stress fokussierter.
- Leistungsfähigkeit: Egal ob im Job oder im Sport – positiver Stress kann dir den Willen zum Erfolg verleihen.
- Freizeit: Eine Fahrt in der Achterbahn oder ein spannender Horrorfilm sind ebenfalls positive Stressfaktoren.
Die Grenzen von positivem Stress
Bevor du nun aufspringst und voller Motivation alle möglichen Challenges anpackst, solltest du noch eine Sache wissen: Positiver Stress hat seine Grenzen und kann auch zu negativem Stress werden. Stress – egal, welcher Art – wird nämlich dann negativ, wenn er zu lange anhält oder du ihn kontinuierlich erlebst. Wenn also auch positiver Stress lange anhält oder negative Stressoren dazukommen, kann eine Stress-Überdosis auftreten.
Lass uns das an einem Beispiel veranschaulichen: Du bekommst die Zusage für deinen neuen Traumjob. Schon ab deinem ersten Tag nimmst du dir viel vor, bist motiviert, willst dich beweisen. Schließlich sind die Aufgaben spannend und dein neues Team traumhaft. Du läufst auf Hochtouren! Und dann noch die Kirsche auf der Sahne: Du findest eine neue Wohnung und versuchst nun, deinen neuen Job, die Umzugsvorbereitungen, deine Einrichtungsideen und vieles mehr parallel zu wuppen. Und obwohl beide Situationen an sich positive Erlebnisse sind, kann es sein, dass du dich übernimmst. Und schwupps: Dein positiver Stress kippt ins Gegenteil um.
Also: Pass auf dich und mach ausreichend Ruhepausen, auch, wenn du gerade voller Tatendrang bist. Dann bleibt dein Stress positiv und du kannst daraus schöpfen.
Negativer Stress
Auch wenn wir uns gerade auf die positiven Seiten von Stress fokussieren wollen, sind ein paar Anmerkungen zu negativem Stress unerlässlich. Als Gegenspieler zum Eustress wird dieser auch Disstress genannt und beschreibt das, was wir im Alltag oft unter Stress verstehen: Wir fühlen uns überlastet und unter Druck gesetzt. Das kommt oft dann vor, wenn wir überfordert und verzweifelt sind.
Das wird gerade dann zum Problem, wenn dieser negative Stress über einen längeren Zeitraum anhält und wir nicht für Entspannung oder Erholung sorgen. Dann steht der Körper durch das dauerhaft erhöhte Niveau an Energie und Stresshormonen unter Spannung. Wird dieser Stress chronisch, dann wird er wirklich zum Krankmacher und hat Folgen wie:
- Schwächung des Immunsystems
- Verdauungsstörungen
- Schlafstörungen
- Verspannungen
- Kopf- und Rückenschmerzen
- psychische Störungen (Depressionen, Panikattacken)
Falls du den Eindruck hast, immer unter Stress zu stehen und auch schon körperliche und/oder psychische Symptome hast, dann suche dir professionelle Hilfe. Die Folgen von Disstress solltest du nicht unterschätzen. Wende dich also an deine*n Hausärzt*in. Bei Bedarf kann er*sie dir helfen, eine*n Psychotherapeut*in zu finden. |
So wird negativer Stress zu positivem Stress
Klar: Zwischen positivem und negativem Stress ist der Übergang oft fließend. Was anfangs noch eine spannende Challenge war, kann auch in Aussichtslosigkeit umschlagen. Und natürlich sind manche Lebenssituationen so schwierig und einschneidend, dass man ihnen nichts Positives abgewinnen kann – zum Beispiel ein unvorhersehbarer Jobverlust und damit finanzielle Einbußen.
Dennoch ist es möglich, Distress zu Eustress zu machen. Dabei hilft es, deine Wahrnehmung von Stressauslösern zu schärfen. Das kann gelingen, wenn du dich im Alltag regelmäßig fragst, wie es dir gerade geht oder welche Signale dein Körper dir sendet. Du merkst, dass du Symptome wie Verspannungen hast? Höre auf die Botschaften, die dein Körper dir schickt. Je nachdem können dir beispielsweise Yoga, eine gesunde Ernährung, genügend Schlaf, mehr Bewegung oder eine feste Tagesstruktur helfen.
Fazit: Energie statt Erschöpfung
Natürlich sind die Folgen dauerhaften Stresses ernst zu nehmen. Schließlich kann gerade negativer Stress zahlreiche Erkrankungen mit sich ziehen. Stress direkt zu verteufeln, ist allerdings auch falsch. Denn nun weißt du, dass es mit dem Eustress auch einen positiven Stress gibt, den du aktiv nutzen kannst. Positiver Stress spornt dich an, gibt dir Energie und kann sogar Glücksmomente auslösen. In Sachen Stress kommt es auf eine gesunde Balance an – wie bei so vielem im Leben.