Mal ehrlich: Weißt du, was ein*e Kürschner*in ist? Das ist die Berufsbezeichnung für Menschen, die Tierfelle zu Kleidung verarbeiten. In der Steinzeit waren Felle en vogue, was das Kürschnerhandwerk zum Beruf mit Zukunft machte – heutzutage ist das Berufsbild kaum bekannt. Der Grund? Ein anderes Konsumverhalten, textile Alternativen und die Protestaktionen von Tierschützer*innen seit den 1980er Jahren. Was Berufe mit Zukunft sind, ist also maßgeblich abhängig vom Zeitgeist, vom Fortschritt, von den Ressourcen. Was heißt das im Kontext von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz (KI)? Was sind heute schon Berufe mit Zukunft?
Berufe mit Zukunft sind immer spekulativ
Wenn du schon mal „Berufe mit Zukunft” bei Google eingetippt hast, dann bist du sicherlich auf verschiedene Listen gestoßen à la „Diese 10 Berufe sind in Zukunft relevant”. Und dann suchst du dir, vielleicht, weil du nicht weißt, ob dein jetziger Job zukunftssicher ist, einen davon raus, machst eine Weiterbildung und arbeitest glücklich bis ans Ende deiner Tage – oder bis eben auch dieser neue Job abgeschrieben ist. Denn das Ding ist: Solche Listen sind trotz all der Blicke in die Glaskugel immer spekulativ.
Der Grund: Niemand kann die Zukunft zu 100 % voraussagen. Zwar zeichnen sich Trends ab, wie in den letzten Jahren die KI. Schon heute heißt es, dass es aufgrund von KI in zehn Jahren keine Journalist*innen mehr geben wird. Das ist, gerade wenn man an den investigativen Journalismus denkt, unvorstellbar. Wie soll eine KI, die lediglich das Medium Internet zur Quelle hat, Skandale aufdecken, das Vertrauen zu Betroffenen aufbauen, Fakten checken, …? Was außerdem oft nicht bedacht wird, wenn man sich Berufe mit Zukunft anschaut, sind beispielsweise politische Regularien. Das hat man in Bezug auf KI an Italien und dem vorübergehenden ChatGPT-Verbot im März und April 2023 gesehen. Und auch Fragen zu KI und Ethik werden immer noch diskutiert – und bisher nicht abschließend beantwortet. Schließlich gibt es auch zahlreiche KI-Spezialist*innen, die die Gefahren von KI betonen und Regularien fordern, wie zum Beispiel KI-Expertin Anka Reuel von der Stanford University.
All das sind Faktoren, die du im Hinterkopf haben solltest, wenn du dich für Berufe mit Zukunft interessierst. Dennoch wagen wir mal den Versuch, ein paar Prognosen aufzustellen und vielleicht ist ja auch für dich der passende Beruf mit Zukunft dabei.
Berufe mit Zukunft und der Faktor Mensch
Wie wir schon in unserem Beitrag zum Büro der Zukunft festgestellt haben: Je digitaler unser Alltag wird, umso analoger werden unsere Sehnsüchte. In Zeiten von Remote Work wird ein Tag im Büro oder ein Teamevent zum Fest für alle Sinne. Es gibt aber auch ganze Berufszweige, in denen der Mensch nahezu unersetzlich bleibt.
#1 Pflege und Soziales
Schon heute wird KI in der Medizin eingesetzt, beispielsweise in der Diagnostik. Und auch in der Pflege sind technische Fortschritte extrem hilfreich und können das eh schon überlastete Personal ein wenig entlasten. Elektronische Hebehilfen beim Umbetten von Patient*innen oder Serviceroboter, die Gegenstände holen oder aufheben, sind nur zwei Beispiele. Persönliche Zuwendung, ein offenes Ohr, ein freundliches Wort kann allerdings keine Maschine der Welt ersetzen. Daher sind und bleiben Berufe im Pflege- und Sozialbereich absolute Trendjobs. Auch für Quer- und Wiedereinsteiger*innen ist der Bereich sehr spannend und eine entsprechend Weiterbildung bietet dir die nötige Qualifikationen:
#2 Content Creation
Klar, im Augenblick mögen uns KI-generierte Bilder wie jene vom Papst oder KI-Kunst beeindrucken. Es ist aber auch gut möglich, dass menschengemachte Werke oder ein unbearbeitetes Analog-Foto im digitalen KI-Chaos wieder an Wertschätzung gewinnen.
Ein anderer Bereich ist zum Beispiel redaktionelles oder werbliches Texten. Klar können ChatGPT & Co. geschulte Schreiberlinge in Zukunft überflüssig machen. Oder doch nicht? Denn: Gerade im Textbereich wird das Checken von Fakten umso wichtiger. Systeme wie ChatGPT nutzen schließlich Online-Texte als Basis und wir alle wissen, wie viel Falschinformationen im Netz kursieren. Und auch Designer*innen braucht es Zukunft trotz KI. Zwar kann man Dienste wie ChatGPT supergut zum Brainstormen nutzen – der Feinschliff und die finalen Entscheidungen trifft immer noch der Mensch. Und das kannst du ebenfalls in einer Weiterbildung lernen.
#3 Projektmanagement
Es gibt mittlerweile Programme und KIs, die in der Lage sind, ganze Projektpläne zu entwerfen. Wer braucht da noch Profis im Projektmanagement? Na, eigentlich alle, die an Projekten arbeiten. Selbst wenn man in dem Bereich mit Tools wie KI arbeitet, braucht es immer noch eine Person, die diese Systeme kuratiert und prüft – und jemanden, der ein Team zusammenstellt, motiviert und ein offenes Ohr für die Belange aus dem Team hat. All das (und vieles mehr) sind Skills, die man lernen kann:
Berufe mit Zukunft fürs digitale Zeitalter
Dass die Digitalisierung im Alltag längst angekommen ist, haben mittlerweile vermutlich alle mitbekommen. Fakt ist: Das Online-Business boomt und das ist auch in Zukunft kaum aufzuhalten. Daher sind sämtliche Jobs im Online Marketing auch Berufe mit Zukunft. Darum im Folgenden eine kleine Auswahl:
#4 E-Commerce-Manager*in
Die Tätigkeiten im E-Commerce sind viel umfangreicher als man zunächst annehmen mag – das verrät auch unsere Dozentin Izzy im Interview. Webdesign, UX-Design, aber auch Lagerlogistik oder auch Umsatzplanung gehören zum Daily Doing von E-Commerce-Manager*innen. Mit einer Weiterbildung werden alle zum Profi, die sich in der Online-Welt wohl fühlen.
#5 IT-Profis
Schon in der Gegenwart wird der Fachkräftemangel im Bereich IT & Informatik spürbar; viele Unternehmen können wichtige Stellen kaum besetzen. Das macht Jobs rund um IT zu Berufen der Zukunft. Und auch hier sind die Möglichkeiten äußerst vielfältig: Vom Programmieren mit verschiedenen Programmiersprachen über Web-Gestaltung bis hin zu Mobile Development und Datenschutz oder IT Security findet fast jede*r eine Nische im IT-Bereich.
#6 Industrie und Technik
Die technische Entwicklung ist rasant und die Digitalisierung hat die Industrie 4.0 hervorgerufen. Insbesondere in den Bereichen Maschinenbau, Automobil- und der chemischen Industrie spielt die Automatisierung von Prozesse und Arbeitsschritten eine immer wichtigere Rolle. Ein technischer Beruf bleibt daher auch in Zukunft extrem relevant. Theorie- und Praxiswissen dazu kannst du in einer Weiterbildung sehr gut vertiefen und dich so für die Zukunft der Industrie fit machen.
Berufe mit Zukunft für eine bessere Zukunft
Immer mehr Menschen wünschen sich heutzutage mehr Purpose in ihren Jobs. Viele möchten nicht nur einen Job haben, der ihre Lebenskosten deckt. Stattdessen wird auch die Sinnhaftigkeit im Berufsleben immer wichtiger. Das mag unter anderem daran liegen, dass Themen wie Klima- und Umweltschutz oder auch New Work stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken.
#7 Energie und Umwelt
Kaum ein Anliegen ist so dringend wie der Klimaschutz. Das hat die Bundesregierung 2019 sogar gesetzlich festgehalten. Diese Gesetz besagt, dass Deutschland bis 2045 treibhausgasneutral sein soll. Und damit diese Zukunft erreicht werden kann, braucht es zahlreiche Fachkräfte im Bereich Energie und Umwelt. Energieberater*in ist dabei neben Umweltmanagement nur eine von vielen Optionen, in denen du dich für eine grüne Zukunft weiterbilden kannst.
#8 Moderne Führung
Der Wandel in der Arbeitskultur ist längst angekommen. Die Gen Z macht uns allen bewusst, dass Arbeit nicht alles ist und wie wichtig es ist, Grenzen zugunsten der eigenen Gesundheit zu setzen. Und auch in anderen Generationen findet dieser Wandel langsam, aber stetig Anklang. Um dem Bedürfnis nach der neuen Art zu arbeiten nachzukommen, braucht es in Zukunft Führungskräfte, die dem Arbeiten 4.0 gewachsen sind. Weiterbildungen in Digitalisierung & New Work oder Design Thinking sind gute Möglichkeiten, um zukünftigen Mitarbeiter*innen gerecht zu werden. Auch Agile Leadership ist in diesem Kontext ein Bereich mit Potential.
#9 Pädagogik
Ohne Menschen keine Zukunft. Und wer einmal für das eigene Kind einen Kita-Platz gesucht hat, weiß, dass auch der Bereich Pädagogik und Didaktik massiv vom Fachkräftemangel betroffen ist. Das macht dieses Feld zu Berufen mit Zukunft. Gleichzeitig ist diese Tätigkeit für viele Menschen von großer Sinnhaftigkeit, denn sie ist eine wichtige Säule in unserer Gesellschaft. Und aller Technologie zum Trotz bleiben es doch in erster Linie wir Menschen, die die Zukunft gestalten – und die, mit denen wir zusammenarbeiten, die wir fördern, denen wir helfen. Das macht Pädagogik und Didaktik zu einem spannenden Feld, das auch Quereinsteiger*innen offen steht.
Sind das alle Berufe mit Zukunft?
Wenn du an dieser Stelle denkst, dass in dieser Liste doch noch etwas fehlt, dann hast du vermutlich Recht. Schließlich werden auch Berufe wie Handwerker*in, Psycholog*innen, Ärzt*innen oder Jobs in der Finanzwelt und Forschung wichtig bleiben. Wie schon eingangs gesagt, ist die Suche nach Berufen mit Zukunft von vielen Faktoren abhängig, die wir heutzutage noch nicht abschätzen können. Klar ist: Manche Berufe – wie der Kürschner – wird es vielleicht und wahrscheinlich in 20 Jahren nicht mehr geben. Aber das Gute ist: Der technologische Fortschritt wird auch viele neue Jobs hervorbringen oder aktuelle Berufe verändern. Und dass nichts so beständig ist wie der Wandel, wusste schon Heraklit vor knapp 2.500 Jahren. Gleichzeitig wissen wir: Nicht alles kommt aus der Mode – weder manche Zitate noch manche Berufe.
Pingback: 4 Tipps, um Zukunftsangst zu überwinden | LEARNING DIGITAL Blog on 30. Juni 2023
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