„Mir ist langweilig.” Diesen Satz hört man oft von Kindern. Langeweile entsteht, wenn Kinder gewöhnt sind, ständig beschäftigt zu werden. Ihnen gelingt es nicht, sich selbst etwas auszudenken. Oft entsteht Langeweile auch, wenn die Kinder vorher sehr intensiv gespielt haben. Aber was ist mit Langeweile als Erwachsene*r – gerade im Job? Sind wir unterfordert im Job oder steckt etwas anderes dahinter?
Schaffer oder Schlaffer?
In der Firma gibt es zwei Typen von Kolleg*innen: Die einen rackern sich den Buckel krum, die anderen legen die Füße hoch. Was bei den Erstgenannten leicht zum Burnout führen kann, erkranken die Zweitgenannten manchmal an dem kleinen Bruder des Burnouts, dem Boreout. Tatsächlich geben 41 Prozent der Befragten einer Studie zur Arbeitszufriedenheit an, unterfordert zu sein. Wir als moderne Arbeitnehmer*innen sind darauf trainiert, sowohl beruflich als auch privat immer Höchstleistungen zu bringen, Leerlauf ist uns fremd und oft sogar verpönt. Leerlauf wird nicht mehr als Muße wahrgenommen, sondern negativ als Produktionsverlust eingeordnet.
Ursachen für Leerlauf und Langeweile
Als Ursache für Leerlauf und Langeweile im Job gilt die nicht vorhandene Übereinstimmung der Kenntnisse des Arbeitnehmers mit der Stellenanforderungen, dem sogenannten „Person-Job-Mismatch“. Der*die Arbeitnehmer*in hat also andere Qualifikationen oder sogar Interessen als in der Stellenanforderung beschrieben und von den Vorgesetzten gefordert. Das liegt oft an falschen Stellenausschreibungen und nicht klar definierten Anforderungen an die zu besetzenden Stellen. Dafür gibt es zwei Gründe:
- Menschen haben Angst vor Arbeitslosigkeit und bewerben sich auf die falschen Stellen. Sie schätzen ihre Selbstverantwortung bei der richtigen Berufswahl falsch ein und lassen sich oft von falsch dargestellten Berufsbildern und -aussichten blenden.
- Unternehmen neigen dazu, ihre Mitarbeitenden stereotyp zu behandeln. Sie sollen zu qualifikationsfremden Tätigkeiten herangezogen werden, die auch ihren Interessen nicht entsprechen. Oft werden Stellenbeschreibungen kreiert, die ein besonders breites Spektrum an Skills abbilden. Das kennen wir unter der eierlegenden Wollmilchsau.
Vortäuschung von Auslastung
Wer keine Lust auf seinen Job hat, hat noch lange keine Lust, seinen Job zu verlieren. Denn nichts zu tun könnte bedeuten, dass man dabei entdeckt wird und im schlimmsten Fall gekündigt wird. Aber auch die aktuelle Unzufriedenheit und Nichtauslastung gegenüber seinen Vorgesetzten anzusprechen, birgt das Risiko, dass dieser Arbeitsplatz ja eingespart werden könnte. Daraus entwickeln gelangweilte und unterforderte Arbeitnehmer*innen oft sehr kreative Strategien, Auslastung vorzutäuschen. Auch das hat jeder von uns schonmal bei so manchen Kolleg*innen gesehen. Voller Schreibtisch, spät bis gar nicht beantwortete E-Mails und immer Ausreden, dass man absolut keine Kapazitäten mehr frei hat.
Leidest du an einem Boreout?
Warnsignale für einen Boreout gibt es einige, aber eines ist signifikant: Keine Lust auf die Arbeit. Hier weitere sechs Anzeichen, dass du unter einem Boreout leidest:
- Du erledigst während der Arbeitszeit immer mehr Privates oder verschickst private E-Mails an deine Kolleg*innen.
- Du hast kein Interesse an deiner Arbeit und fühlst dich gelangweilt oder unterfordert.
- Du spielst anderen vor, dass du immer total busy bist.
- Nach der Arbeit bist du geschafft, obwohl du keinen stressigen Tag hattest.
- Du siehst keinen tieferen Sinn in deiner Arbeit und fühlst dich unglücklich.
- Du ziehst die vorhandene Arbeit in die Länge und arbeitest langsamer als du eigentlich könntest.
- Du würdest am liebsten den Job wechseln.
Dazu kommt: Boreout ist, genau wie das Burnout, kein eindeutiges Krankheitsbild. Dennoch gibt es ein paar körperliche und psychische Symptome, die man in Verbindung mit Langeweile im Job auf dem Schirm haben sollte. Dazu gehören zum Beispiel:
- Erschöpfung
- Stress
- Schlafstörungen
- Gereiztheit
- Gefühl von Leere und Frust
- sozialer Rückzug
- Antriebslosigkeit
Achtung: Diese Anzeichen können auch auf psychische Erkrankungen wie eine Depression hindeuten. Das ist ein Krankheitsbild, das eine therapeutische Behandlung benötigt. Wenn du oder jemand, den du kennst, eher den Verdacht hat, eine Depression zu haben, dann findest du Unterstützung bei der Deutschen Depressionshilfe oder telefonisch beim Info-Telefon Depression unter 0800 – 33 44 533. Schau auch gerne, welche anderen Anlaufstellen es gibt. |
Gleichzeitig gilt natürlich auch: Nur, weil du dich ab und zu auf der Arbeit langweilst oder schlecht schläfst, hast du noch keinen Boreout. Wenn die oben beschriebenen Symptome über einen längeren Zeitraum andauern oder für einen Leidensdruck sorgen, dann sollte man mal hinterfragen, was die Ursachen dafür sind.
Boreout wird oft als Erschöpfungszustand beschrieben, der durch Unterforderung oder Langeweile hervorgerufen wird.
Prof. Andreas Broocks, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie | Helios Kliniken Schwerin
Was kannst du aktiv gegen deinen Boreout tun?
Wenn es in deiner Situation möglich ist, suche das Gespräch mit deinen Vorgesetzten. Mach ihnen klar, dass du deine Fähigkeiten besser einsetzen kannst. Findet gemeinsam heraus, warum du dich in deinem Job unterfordert fühlst und sprecht mögliche Auswege an. Ein Beispiel könnte die Übertragung einer interessanten und anspruchsvollen Projektarbeit sein.
Leider geht es nicht mit jedem Vorgesetzten, so ein offenes Gespräch zu führen. Wenn er zwar empathisch auf dich wirkt, aber du merkst, dass er kein Verständnis für deine Lage hat, hilft oft nur eine Konsequenz: Schau dich nach einem neuen Job um und mach eine berufliche Weiterbildung, um deine Fähigkeiten besser einsetzen zu können.
Was kann dein Arbeitgeber gegen deinen Boreout tun?
Hier kann man oft nur eine Frage stellen: Warum verzichten Arbeitgeber auf die Fähigkeiten ihrer Mitarbeitenden, indem sie ihre Interessen ignorieren? Jeder Arbeitgeber sollte sich fragen, ob die Unterforderung der Arbeitnehmer vielleicht ein Problem der Organisationsstruktur ist. Vielleicht stimmen die Stellenausschreibungen auch nicht mit den Stellenanforderungen überein? Auf jeden Fall sollten Führungskräfte darin geschult sein, Unterforderung am Arbeitsplatz frühzeitig zu erkennen und aktiv die Umstände anzupassen. Zum Beispiel sind häufig Aufgaben in Teams ungleich verteilt. Während der eine Kollege sich langweilt, bricht der andere fast zusammen. Entsprechende Arbeitspakete müssen auf die individuellen Fähigkeiten jedes einzelnen abgestimmt sein.
Zur Not besser den Job wechseln
Steckt man einmal in diesem Teufelskreis: Langeweile führt zu schlechter Arbeit und diese wiederum führt zu Langeweile – da hilft oft nur noch der Jobwechsel. Das kann eine neue Herausforderung in einer anderen Firma sein, es kann aber auch eine neue Challenge in einer anderen Abteilung sein. Um etwas für das eigene Wohlbefinden zu tun und auch beruflich weiterzukommen, empfiehlt es sich immer, eine berufliche Weiterbildung zu absolvieren. Schau dir dazu gerne unser Kursangebot bei LEARNING DIGITAL an:
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