Schon gehört? Im Rahmen der EU-Digitalstrategie hat die Europäische Kommission unter anderem das Gesetz über digitale Märkte auf den Weg gebracht. Das Gesetz – auf englisch bekannt als „Digital Markets Act“ – ist ab Mai 2023 anwendbar und bringt einige weitreichende Änderungen für die Welt des Onlinehandels mit sich. Auf welche Änderungen müssen sich Webshops genau einstellen und wie wird sich E-Commerce in Zukunft verändern? Das erfährst du in diesem Artikel.
E-Commerce – was ist das überhaupt?
Bevor du mit uns ins E-Commerce der Zukunft eintauchst, rufen wir uns in Erinnerung, was unter dem Begriff eigentlich zu verstehen ist. Electronic Commerce oder E-Commerce heißt übersetzt so viel wie elektronische Geschäftsabwicklung. Das meint sämtliche Transaktionsabschlüsse und Geschäftsprozesse, die auf elektronischem Weg ohne direkte physische Interaktion abgewickelt werden (vgl. Kollmann u. a., E-Commerce).
All das kennen wir von den großen Platzhirschen unserer Zeit: Bei Amazon, Zalando & Co. bestellt man routiniert mit einem Klick, erhält sofort eine Bestätigungsmail, kann dann per Link checken, wo das Paket ist. Und im Normalfall kann man die Bestellung relativ unkompliziert zurücksenden. Nutzer*innen genießen dank E-Commerce viele Vorteile – doch natürlich gibt es auch eine Schattenseite: Stichwort Datenschutz und Transparenz. Unter anderem an diesem Punkt möchte das Gesetz über digitale Märkte ansetzen.
Der E-Commerce der Zukunft – was ist der Ausgangspunkt?
In puncto Datenschutz hat sich in den letzten Jahren schon einiges getan. Transparent sind Verkäufe übers Internet allerdings meistens immer noch nicht. Gerade diese Transparenz wünschen sich viele Nutzer*innen und kleinere Unternehmen für die E-Commerce-Zukunft. Denn oftmals können sich diese Unternehmen nur schwer in der Branche etablieren. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Markt von Platzhirschen wie Amazon dominiert wird, die ihre Daten sorgsam unter Verschluss halten.
Status quo im Onlinehandel war bis dato: entweder direkt mit Amazon zu konkurrieren oder auf Amazon als Marketplace angewiesen zu sein. Große und bekannte Unternehmen wie Nike und IKEA verzichten zwar schon länger auf eine Zusammenarbeit mit Amazon (vgl. Lommer 2020). Aber das Anbieten der eigenen Waren über Amazon war anfangs auch bei diesen Unternehmen ein unverzichtbarer Teil der anfänglichen E-Commerce-Strategie. Das zeigt ganz klar: Unternehmen, die im E-Commerce Fuß fassen wollen, mussten sich bis dahin auf die eine oder andere Weise mit Amazon auseinandersetzen. Und das teilweise auch dann, wenn sie eigentlich nicht wollten.
Was wird sich der E-Commerce der Zukunft ändern?
Wie steht es nun um den E-Commerce der Zukunft? Inwiefern kann der Digital Markets Act als Teil der EU-Digitalstrategie Einfluss auf den digitalen Markt nehmen? Um diese Fragen beantworten zu können, ist es wichtig zu wissen, dass das Gesetz hauptsächlich sogenannte Gatekeeper identifiziert und adressiert. Plus: Diese werden speziellen Regeln und Pflichten unterworfen.
Unter Gatekeepern werden gefestigte Unternehmen verstanden, die eine starke wirtschaftliche Position mit erheblichen Auswirkungen auf den Binnenmarkt haben und gleichzeitig stark in der Rolle der des Vermittlers zwischen Nutzer*innen und Drittanbietern auftreten – z. B. als digitaler Marktplatz (vgl. EU-Kommission, Gesetz über digitale Märkte). |
Die Regeln und Pflichten für Gatekeeper sollen verhindern, dass diese sich gegenüber den von ihnen abhängigen Nutzer*innen und Business-Kund*innen einen unbilligen Vorteil verschaffen. Das passiert beispielsweise durch die Beeinflussung der Reihung der Produkte zu Gunsten des eigenen Produktportfolios. Außerdem dürfen Gatekeeper Nutzer*innen explizit nicht mehr daran hindern, sich für den Kauf an Unternehmen außerhalb der eigenen Plattform zu wenden. Sämtliche Maßnahmen des Gesetzes über digitale Märkte dienen somit dazu, einen faireren und offeneren digitalen Markt zu schaffen. Monopole sollen gebrochen werden und Gatekeeper müssen ihre Plattformen auch der Konkurrenz öffnen. Das heißt z. B., dass es auf dem iPhone in Zukunft auch alternative App-Stores geben wird.
Der Digital Markets Act in der Kritik: Unsicherheit statt Transparenz?
Kommt nun also eine digitale Revolution auf uns zu? Beginnt wirklich eine neue Ära im E-Commerce? Sicher ist, dass es dank des Gesetzes zu mehr Transparenz im Onlinehandel kommen wird. Für die großen Tech-Giganten stehen in der Tat einige schmerzhafte Änderungen bevor. Sie müssen datentechnisch blankziehen und sich der Konkurrenz öffnen. Für den Wettbewerb ist das gut. Auf der anderen Seite jedoch gibt es im Kontext des Digital Markets Act Kritik, die durchaus ihre Berechtigung hat.
Sämtliche Verschlüsselungen, die für Unternehmen Sicherheit und Privatsphäre schaffen, verlieren ihren Sinn, wenn man sich ausgerechnet der Konkurrenz öffnen und Einsicht in zuvor sensible Daten gewähren muss. Auch wenn hier zurecht die Alarmglocken schrillen: Man muss bedenken, dass Transparenz und Ehrlichkeit im Wettbewerb logischerweise mit Unsicherheiten einhergehen. Ob die Vorteile diesen Preis wert sind, wird sich zeigen, sobald das Gesetz über digitale Märkte in der Praxis durchgesetzt wird. Die Tatsache, dass das Gesetz den Markt fairer und offener machen wird, ändert sich durch diese Kritikpunkte nicht.
Und wie geht’s für die Zukunft im E-Commerce weiter?
Hinsichtlich der kommenden Änderungen überwiegen gerade für Start-ups und kleine bzw. mittelständische Unternehmen (KMUs) im Themenkomplex E-Commerce & Zukunft klar die Vorteile:
- Sobald das Gesetz über digitale Märkte in der Praxis angewendet wird, wird es auf jeden Fall leichter sein, mit eigenen Webshops in den direkten Wettbewerb mit Amazon & Co. zu treten.
- Auch wenn es im Kontext der eigenen Strategie sinnvoll ist, mit Gatekeepern wie Amazon zusammenzuarbeiten, so müssen Start-ups und KMUs sich nicht mehr in Quasi-Abhängigkeit begeben, sondern können auf Augenhöhe kooperieren.
Natürlich ist und bleibt es zunächst reine Spekulation, wie sich der Markt tatsächlich ändern wird. Doch eines ist sicher: Unternehmen werden in Zukunft Expert*innen im E-Commerce mit entsprechenden Future Skills brauchen, die wissen, worauf zu achten ist und die aktuellen Trends im Auge behalten. Außerdem bietet sich für Wagemutige die ideale Möglichkeit, sich mit eigenen innovativen Ideen selbstständig zu machen und sich als neuer Player in der Welt des E-Commerce zu etablieren.
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verfasst von Tobias Reinhart
Quellen:
Europäische Kommission: „Das Gesetz über digitale Märkte: für faire und offene digitale Märkte“, in: Website der Europäischen Kommission, URL: https://commission.europa.eu/strategy-and-policy/priorities-2019-2024/europe-fit-digital-age/digital-markets-act-ensuring-fair-and-open-digital-markets_de (Stand: 03.04.2023).
Europäische Kommission: „Ein Europa für das digitale Zeitalter – was sich für Unternehmen ändert“, in: Website der Europäischen Kommission, URL: https://commission.europa.eu/strategy-and-policy/priorities-2019-2024/europe-fit-digital-age/digital-services-act-ensuring-safe-and-accountable-online-environment/europe-fit-digital-age-new-online-rules-businesses_de (Stand: 03.04.2023).
Europäische Kommission: „Ein Europa für das digitale Zeitalter – was sich für Plattformen ändert“, in: Website der Europäischen Kommission, URL: https://commission.europa.eu/strategy-and-policy/priorities-2019-2024/europe-fit-digital-age/digital-services-act-ensuring-safe-and-accountable-online-environment/europe-fit-digital-age-new-online-rules-platforms_de (Stand: 03.04.2023).
Europäische Kommission: „Ein Europa für das digitale Zeitalter – was sich für Nutzerinnen und Nutzer ändert“, in: Website der Europäischen Kommission, URL: https://commission.europa.eu/strategy-and-policy/priorities-2019-2024/europe-fit-digital-age/digital-services-act-ensuring-safe-and-accountable-online-environment/europe-fit-digital-age-new-online-rules-users_de
Brandt, Mathias: „Die Top-10-Onlineshops in Deutschland“, 12.10.2022, in: statista.co: E-Commerce in Deutschland, URL: https://de.statista.com/infografik/642/top-10-online-shops-in-deutschland-nach-umsatz/ (Stand: 03.04.2023).
Kollmann, Prof. Dr. Tobias u. a.: „E-Commerce”, 19.02.2018, in: Gabler Wirtschaftslexikon, URL: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/e-commerce-34215/version-257721 (Stand: 04.04.2023).
Lommer, Ingrid: „Amazon und die Hersteller. Die Beziehungskrise: Wie Marken mit Amazon umgehen“, 02.01.2020, in: Internet-World-Website, URL: https://www.internetworld.de/plattformen/amazon/beziehungskrise-marken-amazon-umgehen-2417907.html, (Stand: 04.04.2023).
Manakas, Mickey: „Digital Markets Act: Zahnloser Tiger oder revolutionäres EU-Gesetz?“, 26.03.2022, in: derstandard.de – Netzpolitik, URL: https://www.derstandard.de/story/2000134421266/digital-markets-act-zahnloser-tiger-oder-revolutionaeres-eu-gesetz (Stand: 04.04.2023).
Pingback: E-Commerce Dozentin Izzy Klatt | LEARNING DIGITAL Blog on 3. Mai 2023
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