Sicher kennst du diesen Spruch, wo ein Personaler zum Bewerber sagt: „Sie haben da eine Lücke im Lebenslauf“, und darauf der Bewerber: „Ja, war geil!“ Vermutlich ist der Witz auf die Annahme zurückzuführen, dass Personalverantwortliche skeptisch sind, wenn ein Lebenslauf nicht geradlinig verläuft. Und das kann vorkommen – sei es durch längere Krankheit, Arbeitslosigkeit, Pflege von Angehörigen, Elternzeit oder eine freiwillige Auszeit. Umso wichtiger ist es, dass du deine Lücke im Lebenslauf gut erklären kannst.
Was ist eine Lücke im Lebenslauf?
Kurz gesagt: ein Zeitabschnitt, in dem keiner Beschäftigung nachgegangen wird. Eine beruhigende Nachricht vorab: Lücken von bis zu zwei Monaten musst du in der Regel nicht erklären. An wenigen Wochen stört sich normalerweise niemand. Trotzdem: Es gibt keine einheitliche Regelung dafür, ab welchem Zeitraum man von Lücken im Lebenslauf spricht. Mögliche Gründe für Lücken im Lebenslauf können sein:
- Orientierung nach Schule oder Studium
- Wechsel des Studienfachs
- Arbeitslosigkeit
- Reisen oder Sabbatical
- eigene Krankheit oder Pflege von Angehörigen
- Schwangerschaft und/oder Elternzeit
Was auch immer dein Grund ist: Lügen, vertuschen oder einfach weglassen sind keine Optionen! Stattdessen lautet die Devise: sinnvoll erklären – und, wenn möglich, die berufliche Auszeit sinnvoll nutzen, wie für eine Weiterbildung.
Lücke durchs Orientieren nach Schule und Studium
Nur, weil du den Abschluss in der Tasche hast, musst du noch nicht wissen, wohin deine berufliche Reise geht. Praktika, eine Weiterbildung, ein Auslandsaufenthalt sind beliebte Maßnahmen und lassen sich im Lebenslauf bestens integrieren, zum Beispiel so:
08/2014 – 07/2015: Work & Travel in Australien
10/2021 – 03/2022: Arbeitssuchend im Zuge des Berufseinstiegs, parallel Weiterbildung im Projektmanagement
Lücke durch Wechsel des Studienfachs
Dein Studienfach war nicht das Gelbe vom Ei? Keine Sorge, viele Studierende wechseln mindestens einmal ihr Fach oder sogar die Uni. Das geht in der Regel nur zum neuen Semester, daher solltest du die Lücke im Lebenslauf auch angeben. Und das könnte so aussehen:
08/2020 – 02/2022: Studium der Psychologie, Wechsel des Studienfachs nach 3 Semestern
Lücke im Lebenslauf aufgrund von Arbeitslosigkeit
Arbeitslos zu sein ist nichts, wofür man sich schämen muss. Natürlich wirst du spätestens im Vorstellungsgespräch gefragt, was der Grund dafür war – und das kann vielseitig sein: eine Kündigung aus betrieblichen Gründen, eine selbstverschuldete Kündigung, ein befristeter Vertrag, … Wichtig hierbei ist, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Mit einer Weiterbildung zum Beispiel eignest du dir nicht nur neues Wissen an, sondern beweist in deinem Lebenslauf auch deine Zielstrebigkeit. Und auch mit einer Kündigung kannst du offen umgehen.
09/2016 – 07/2022: Sales-Leitung bei Firma GmbH, Kündigung wegen Insolvenz
09/2022 – 06/2023: berufliche Neuorientierung, arbeitssuchend während gleichzeitiger Weiterbildung im Bereich Online Marketing
Aber: Wenn die Kündigung selbst verschuldet war, dann empfehlen wir dir, darauf nicht weiter im Lebenslauf einzugehen.
Lücke durch Reise oder Sabbatical
Du hast jahrelang geackert und möchtest nun mal länger Reisen? Ein Auslandsaufenthalt führt zu einer Lücke im Lebenslauf, die sich aber sehr gut schließen lässt. Am besten beschreibst du, was du im Ausland gemacht hast und fügst ggf. Bescheinigungen bei.
06/2021 – 12/2012: Backpacking in Südamerika, Arbeiten im Affenreservat, Aufbau von Spanischkenntnissen
Lücke durch eigene Krankheit oder die Pflege von Angehörigen
Eine längere Krankheit mit Genesung kann uns alle unerwartet treffen. Auch das ist aber kein Grund zur Scham, im Gegenteil: Du hast dich aus der Krankheit heraus gekämpft und bist nun bereit, wieder durchzustarten. Das musst du auch nicht verstecken. Deine genaue Erkrankung geht aber niemanden was an – also schütze deine Privatsphäre. Um Sorgen vorwegzunehmen, kannst du angeben, dass du wieder genesen bist:
05/2019 – 02/2020: Auszeit aus gesundheitlichen Gründen, genesen
Klar ist: Wer krank ist, ist krank – eine parallele Weiterbildung oder Ähnliches ist da meistens nicht möglich und das ist auch okay. Ähnlich sieht’s aus, wenn du für längere Zeit eine*n kranke*n Angehörigen gepflegt hast. Das ist zwar eine noble Handlung, kann allerdings beruflich zurückwerfen. Daher gib auch das am besten so oder so ähnlich an:
07/2017 – 03/2018: berufliche Auszeit zur Pflege eines nahen Angehörigen
Lücke im Lebenslauf durch Schwangerschaft oder Elternzeit
Gibt es etwas Schöneres, als den Nachwuchs beim Aufwachsen zu begleiten? Vermutlich kaum. Für die Karriere heißt das allerdings eine Lücke von Monaten bis zu Jahren im Lebenslauf. Aber auch diese Lücke kannst du bedenkenlos angeben, das vermeidet auch Spekulationen. Wie das aussehen kann, hängt davon ab, ob die Elternzeit während einer Beschäftigung stattfindet oder nicht.
Bist du in einem Arbeitsverhältnis, entsteht streng genommen keine Lücke im Lebenslauf, da du ja weiterhin angestellt bist. Trotzdem ist es sinnvoll, die Elternzeit mit anzugeben:
03/2017 – 07/2022: Produktmanagerin, Elternzeit
Falls du in keinem Arbeitsverhältnis bist oder dein befristeter Vertrag während der Elternzeit ausläuft, hast du andere Möglichkeiten, diese Lücke im Lebenslauf zu schließen:
05/2020 – 08/2021: Familienphase während gleichzeitiger Weiterbildung im Bereich Scrum Master
Wie du dir denken kannst: Auch während dieser Zeit lohnt es sich, über eine berufliche Weiterbildung nachzudenken. Das gibt Personalverantwortlichen den Eindruck, dass du fachlich auf dem Laufenden bleibst und dich für deine Zukunft engagierst.
Lücken im Lebenslauf: was du vermeiden solltest
Eine Sache ist offensichtlich: Eine Lücke in deinem Lebenslauf solltest du nicht verschweigen, sondern offenlegen. Natürlich ist deine Privatsphäre dabei wichtig, aber erkennbare Lücken machen HR-Fachkräfte häufig stutzig. Und sie erkennen auch andere Tricks:
- Jahres- statt Monatsangaben: Berufliche Stationen werden, wie du in unseren Beispielen siehst, mit Monat und Jahreszahl angegeben. Dadurch kann gut und schnell nachvollzogen werden, ob der Lebenslauf nahtlos ist. Nutzt du nur Jahresangaben, werden eventuelle Lücken verschwiegen. Statt 2021: Praktikum Marketing solltest du besser 02/2021 – 08/2012: Praktikum Marketing schreiben.
- Erfahrungen statt Werdegang: Ähnlich verhält es sich, wenn du statt deiner verschiedenen Stationen inklusive möglicher Lücken lediglich deine Erfahrungen im Lebenslauf nennst. Verzichte daher auf Darstellungen wie 4 Jahre Marketing-Assistenz.
- übermäßiges Beschönigen: Hand aufs Herz – jeder Mensch weiß vermutlich, was man im Auslandsjahr in jungen Jahren getrieben hat. Dein Work & Travel Jahr als Interkulturelle Bildungsreise zu bezeichnen, kannst du dir daher schenken – halte es dann lieber schlicht und ehrlich wie beispielsweise Work & Travel in Südostasien.
- falsche Angaben: Das ist der worst case! Berufliche Stationen oder Fortbildungen zu erfinden, bringt dich beim Vorstellungsgespräch nicht nur in Erklärungsnot, sondern schadet auch deinem Ruf. Plus: Falsche Angaben im Lebenslauf sind ein fristloser Kündigungsgrund – auch nachträglich!
Lücken im Lebenslauf im Vorstellungsgespräch erklären
Auch wenn du alle Lücken in deinem Lebenslauf füllen kannst: Geh davon aus, dass du darauf im Jobinterview angesprochen wirst. Daher kann es hilfreich sein, dich vorzubereiten. Mach dir vorab also ein paar Gedanken und Notizen, wie du darauf souverän reagieren kannst: Was hast du während der Lücke gemacht? Wie hast du die Zeit verbracht? Aber zerbrich dir nicht den Kopf: Wenn deine Lücke im Lebenslauf ein Problem wäre, wärst du vielleicht gar nicht eingeladen worden.
Am besten machst du dir auch bewusst, dass die wenigsten Lebensläufe geradeaus und nur in eine Richtung verlaufen. Und wer weiß: Vielleicht hast du durch deine Umwege im Lebenslauf spannende Erfahrungen gesammelt, die du nicht missen möchtest. In diesem Sinne: Lasst uns alle mehr Mut zur Lücke im Lebenslauf haben!