Die besten Mitarbeiter*innen sind die, die immer erreichbar sind, nonstop arbeiten und sich für die Firma aufopfern – und wer faul ist, ist nichts wert. Das scheint zumindest das zu sein, was uns allen in der Leistungsgesellschaft eingeredet wird und vielleicht hattest du auch schon mal diesen oder so einen ähnlichen Gedanken. Aber permanentes Arbeiten hat wenig mit Produktivität steigern zu tun. Was allerdings einen positiven Einfluss auf die Produktivität im Job hat, ist regelmäßiges Nichtstun.
Pausen steigern die Produktivität
Einer Studie von 2015 zufolge verzichten 26 Prozent der Erwerbstätigen häufig auf die ihnen zustehende Pause. Selbstständige und Freiberufler*innen sind nicht mal mitgezählt und man kann sich gut vorstellen, dass im Zuge der Corona-Pandemie und Arbeit im Homeoffice noch mehr Menschen regelmäßig ihre Pause sausen lassen.
Dabei ist es so, da ist sich die Forschung einig: Wer durchgehend arbeitet, wird zwangsläufig irgendwann müde und steuert auf ein Tief zu – quasi ein Produktief. Dadurch sinkt die eigene Leistung, man macht Fehler – und das ist weder für einen selbst noch die Kolleg*innen oder das Unternehmen von Vorteil. Um leistungsfähig zu bleiben, müssen wir also Pausen machen, auch wenn das zunächst paradox erscheint.
Geistige Erschöpfung lässt sich leicht ignorieren
So weit, so gut. Das Ding ist: Geistige Erschöpfung, die vor allem überarbeitete Leute in Bürojobs betrifft, ist nicht so einfach zu bemerken im Gegensatz zu körperlicher Erschöpfung. Wenn du zwei Wasserkästen mit Glasflaschen in den fünften Stock schleppst, machen deine Muskeln irgendwann schlapp und du machst eine Pause.
Geistige Erschöpfung zeigt sich anders und schleichender. Ein Warnsignal ist Ermüdung, aber auch Schwankungen in der Leistung sind ein Indiz. Es kann auch vorkommen, dass wir uns gerne und leicht ablenken lassen, öfter aufstehen oder mehr oder weniger sinnlos im Internet rumsurfen. Solche Pseudopausen zeigen uns, dass wir eigentlich eine echte Pause brauchen. Und die sollten wir uns schleunigst geben – sonst kann auf Dauer etwa ein Burnout folgen.
Ein Skill, der uns dabei helfen kann, unsere Ressourcen sinnvoll zu nutzen, ist Selbst-Leadership. Diesen und viele andere Kompetenzen kannst du dir beispielsweise in einem Agile Leadership Training aneignen.
Was ist eigentlich eine richtige Pause?
Einfach gesagt ist eine echte Pause eine Auszeit, die niemandem außer dir selbst gehört. Du musst nicht erreichbar sein, verlässt den Arbeitsplatz und gehst deinen eigenen Bedürfnissen nach. Und das Gute ist: Richtige Pausen sind auch gesetzlich geregelt.
Das Arbeitszeitgesetz gibt vor, dass man eine halbe Stunde Pause machen muss, wenn man länger als sechs Stunden arbeitet. Ab einer Arbeitszeit von mehr als neun Stunden sind sogar 45 Minuten Pflicht. Man muss die Pausenzeit nicht zusammenhängend nehmen, aber laut Gesetz muss sie mindestens 15 Minuten dauern, um als Pause zu gelten. Bei körperlichen Anstrengungen wie Arbeit am Fließband oder Verspannung fördernden Tätigkeiten wie längere Arbeit am Bildschirm gibt es zusätzliche Kurzpause von mindestens fünf Minuten, die offiziell als Arbeitszeit zählen. Übrigens: Toilettengänge zählen nicht als Arbeitspause. |
Was so einfach und geregelt klingt, ist jedoch nicht immer so leicht umzusetzen. Darum bekommst du von uns nun ein paar Tipps, wie du deine Pausen gestalten kannst, um deine Produktivität zu steigern.
Arbeit vorher erledigen
Im besten Fall planst du deine Pause so, dass du eine Aufgabe vorher erledigen kannst oder zumindest eine Teilaufgabe. Sonst werden die Gedanken an die Arbeit vermutlich zum Pausenbegleiter. Falls es dir nicht möglich sein sollte, die Aufgabe vor der Pause fertigzustellen, dann schreib dir vor der Pause eine kleine To-do-Liste.
Kontrast zur Arbeit schaffen
Bei Pausen gilt das Motto: Gegensätze ziehen sich an! Arbeitest du am Bildschirm, solltest du deinen Augen Erholung schenken und deinen Körper mit leichter Bewegung verwöhnen. Ein kurzer Spaziergang oder leichte Dehnübungen können dann das Richtige für dich sein. Bist du an vielen Meetings beteiligt, kann dir eine ruhige Auszeit und ein Rückzug zu dir selbst helfen. Arbeitest du häufig sehr konzentriert alleine, ist der Austausch mit Kolleg*innen in der Pause Gold wert.
Ein gutes Vorbild sein
Vorgesetzte leben uns oft vor, wie „richtige” Arbeit im Unternehmen funktioniert. Daher sollten auch Führungskräfte ein gutes Vorbild für ihre Angestellten sein. Das hilft dabei, dass Mitarbeitende auch beruhigt und mit gutem Gewissen Pause machen können. Als Vorgesetzte*r kannst du deine Teammitglieder auch dazu auffordern, ihre Pausen zu nehmen – gerade dann, wenn du merkst, dass jemand häufig die Pause skippt und du den Eindruck hast, dass die Produktivität darunter leidet.
Pausen steigern = Produktivität steigern
Noch ein weiteres Motto kann man auf Pausen anwenden: Viel hilft viel! Es ergibt Sinn, im Laufe eines Arbeitstags häufiger kurze Pausen einzulegen. Genau dafür gibt es verschiedene Methoden, hier ein paar Beispiele:
- Pomodoro-Technik: Du arbeitest 25 Minuten intensiv an einer Aufgabe und machst dann eine fünfminütige Pause. Das wiederholst du viermal und machst dann eine längere Pause.
- 52-17-Methode: Du arbeitest 52 Minuten am Stück, gefolgt von 17 Minuten Pause. Denn Studien zufolge können die meisten Menschen 52 Minuten konzentriert arbeiten. Die Methode kann daher auch dabei helfen, die eigene Produktivität zu steigern.
- Eat the Frog: Du machst zuerst die unangenehmste und schwierigste Aufgabe. Alles danach wird dir leichter fallen – auch produktive Pause zu machen.
- 20-20-20-Regel: Alle 20 Minuten fokussierst du deinen Blick für 20 Sekunden auf ein mindestens 20 Fuß (circa 6 Meter) entferntes Objekt. Das schafft dir eine kurze Auszeit und entlastet deine Augen. Eine Wohltat gerade bei Bildschirmarbeit!
Einfach mal nichts tun, um Produktivität zu steigern
Um produktiv arbeiten zu können, sind gelegentliche Pausen also essentiell; sie sind genauso Teil der Arbeit wie die Arbeit selbst. Und das sollte sich jede*r von uns immer mal wieder im Alltag bewusst machen. Sich zu sehr unter Druck setzen zu lassen oder Angestellte unter Druck zu setzen, geht meistens nach hinten los. Also lasst uns Pausen alle etwas ernster nehmen und das kleine Dolcefarniente – das süße Nichtstun – zwischendurch besser würdigen. Dann macht das Arbeiten auch wieder mehr Spaß.