Wenn wir über das Büro der Zukunft sprechen wollen, dann hilft mir in der Regel ein Blick in die Vergangenheit. Wie hat man sich 1970 die Arbeit und das Büro der Zukunft, also unserer Gegenwart, vorgestellt? Der Film Richtung 2000 – Vorschau auf die Welt von Morgen aus dem Jahr 1972 zeigt, wie wir im Jahr 2000 wohl leben werden, geprägt von Digitalisierung und Work-Life-Balance. Falls du den Film nicht kennst, habe ich da mal was für dich vorbereitet:
Zukunft vs. Realität
Was aus heutiger Sicht auf den ersten Blick amüsant wirkt, ist bei näherer Betrachtung teils utopisch, aber auch erschreckend aktuell. Die benötigten Lebensmittel werden online bestellt und am gleichen Tag geliefert, man kommuniziert über ein Fernsehtelefon und aus Gründen des Umweltschutzes wird auf E-Mobilität gesetzt. Kennen wir heute: HelloFresh, Skype und Tesla. Aber auch die negativen Begleiterscheinung waren damals ein Thema für heute: eine hohe Einsamkeit und soziale Kälte, da mehr online kommuniziert wird als persönliche Kontakte zu unterhalten, Selbstoptimierung durch Nahrungsergänzungsmittel und die Langeweile im Job durch vollautomatisierte Prozesse in der Arbeitswelt. Auch das ist eingetreten, auch wenn wir es gar nicht so sehr merken.
Zwei Trends für das Büro der Zukunft und unsere Arbeit
Das Büro der Zukunft und damit die Arbeit insgesamt wird von zwei großen Trends geprägt, die die Arbeitsplätze, die Belegschaft und die Art der Arbeit verändern werden. Zum einen wird es zu einem zunehmenden Einsatz der KI-Technologie kommen – zum anderen werden aktive Prozesse immer mehr von selbstlernender Robotik übernommen. Es werden also traditionelle, analoge Arbeitsplätze zugunsten neuer digitaler Jobs wegfallen.
In naher Zukunft wird die KI eher spezielle Aufgaben übernehmen und nicht sofort ganze Berufszweige ersetzen können. Das sehen wir an diesen Beispielen:
- Ein*e LKW-Fahrer*in muss auf der Strecke von A nach B konzentriert sein und den Job mit hoher Verantwortung und Aufmerksamkeit machen. Das Be- und Entladen hingegen wird durch KI-gesteuerte Robotik übernommen.
- Ein Radiologe muss neben seinem hohen medizinischen Fachwissen eine ausgeprägte soziale und menschliche Kompetenz gegenüber seinen Patient*innen besitzen. Er wird KI zur Unterstützung der Diagnose nutzen – einer der großen Vorteile von KI.

Wie werden wir in der Zukunft arbeiten?
Feste Büroarbeitsplätze, langjährige Arbeitsverhältnisse und reguläre Arbeitszeiten sind längst nicht mehr so selbstverständlich wie früher – diese Erfahrung habe ich selbst gemacht. Mit der zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft und dem Siegeszug von Cloud, Social und Mobile Computing setzt sich etwa die Telearbeit immer weiter durch. Insbesondere die Internetbranche spielt dabei eine Vorreiterrolle. Werte wie agiles Arbeiten, Eigenverantwortung und Flexibilität rücken in den Vordergrund.
Das Büro der Zukunft & moderne Bürokonzepte
Viele große Firmen haben im Zuge der Corona-Pandemie und der Einführung von Homeoffice erkannt, dass sie sehr viel Geld sparen können, wenn sie ihren Bürofläche reduzieren. Hier wird es immer mehr flexible Arbeitsmodelle geben. Neben buchbaren Arbeitsplätzen in der Firma gehören neben Homeoffice und Workation auch Shared Office und Co-Working-Modelle als Büros der Zukunft. Der Begriff Büro an sich wird eine andere Bedeutung bekommen – wie wir am Beispiel von hybriden Arbeitsplätzen sehen.
Die App als Arbeitgeber
Unsere Arbeit wird in immer mehr virtuellen Büros stattfinden, falls sie es nicht längst schon tut. Ein neues Arbeitsmodell ist beispielsweise das Crowdworking. Crowdworker sind in der Regel keine Angestellten, sondern Freelancer*innen. Sie nehmen massenhaft Kleinstaufträge an – daher der Name. Sie brauchen dafür nicht viel mehr als einen Computer und einen Internetzugang. Die Zusammenarbeit ist zeitlich begrenzt und häufig projektgebunden. Passende Crowdworker*innen finden sich auf zahlreichen Online-Plattformen.
Je digitaler unser Alltag ist, desto analoger werden unsere Sehnsüchte sein.
Zukunft vs. Gegenwart
Kommt dir das nicht irgendwie bekannt vor? Die Zukunft der Arbeit begann mit der Corona-Pandemie. Sie hat die Arbeitswelt massiv und nachhaltig verändert. Der Trend wird sich noch verstärken: Homeoffice, virtuelle Teams und Führung, Videokonferenzen und Digitalisierung – all das prägt schon heute zahlreiche Berufe und Branchen. Durch KI und Automatisierungen wird sich unser Alltag und unsere Arbeit verändern. Wie? Lass es mich wie ein Algorithmus beschreiben: Die Änderungen werden durch unser Handeln bestimmt, wir haben die Zukunft des Büros selber in der Hand. Denn je digitaler unser Alltag ist, desto analoger werden unsere Sehnsüchte sein.
verfasst von Marcus Goldbach
Pingback: Kommt das Recht auf Homeoffice? | LEARNING DIGITAL Blog on 3. Mai 2023
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